Seit einigen Jahren schon ist die Straße Feldrain vor der Mahlsdorfer Grundschule eine Einbahnstraße. Das Zusatzverkehrszeichen „Radfahrer kreuzen von rechts und links“ erlaubte es Groß und Klein hier täglich mit dem Drahtesel beide Richtungen zu befahren. Doch im Sommer ließ der Bezirk die Schilder abschrauben. Seither bleibt den Kindern nur die Wahl zwischen Absteigen oder Umweg. Dadurch werde es den Mädchen und Jungen erschwert, den Schulweg selbst zu meistern, beklagen etliche Eltern. Sie fordern deshalb die alte Regelung zurück.
„Den Eltern ist völlig unklar, warum das Schild abmontiert wurde.“ Eine Information habe es zuvor nicht gegeben, sagt Reinhard Lau, Gesamtelternsprecher der Mahlsdorfer Grundschule. Dafür aber sei das Ordnungsamt schnell zur Stelle gewesen, um die verkehrliche Anordnung zu kontrollieren und die Kinder zum Absteigen aufzufordern. „Die Folge sind tägliche Staus auf dem schmalen Gehweg vor der Schule, weil ganz viele Kinder ihre Fahrräder dort entlangschieben“, so Lau. Er befürchtet, es könnten wieder mehr Mamas und Papas dazu verleitet werden, ihren Nachwuchs mit dem Auto zu bringen. Da Elterntaxis den Schulweg erst recht gefährlich machen, müsse dies unbedingt verhindert werden.
Um die Einbahnstraße wieder für den Radverkehr in beide Richtungen zu öffnen, hatte sich der Elternsprecher an die CDU-Verordnete Jana Löschke gewandt. Sie brachte daraufhin einen entsprechenden Antrag in die September-Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung ein – kein gutes Timing, wie sich später herausstellen sollte. Denn die Fraktionen der Zählgemeinschaft hatten sich an diesem Abend entschlossen, die Verkehrsanträge der CDU reihenweise abzuschmettern. „Es entsteht schon der Eindruck, dass die CDU das Amt mit einer Antragsflut einfach nur auf Trab halten möchte. Da mussten wir jetzt auch mal einiges ablehnen“, rechtfertigte der SPD-Verordnete Jan Hofmann das Abstimmungsverhalten von Sozialdemokraten, Linken, Grünen, FDP und Tierschutzpartei gegenüber „Alles Mahlsdorf“ und verwies auf die übermäßig lange Tagesordnung in jedem Verkehrsausschuss. Gleichzeitig sicherte er aber zu, noch einmal das Gespräch mit dem Gesamtelternvertreter der Mahlsdorfer Grundschule zu suchen.
Der Fraktionsvorsitzende der Linken, Bjoern Tielebein, erkundigte sich zunächst beim Straßen- und Grünflächenamt nach dem Grund für die neue Verkehrsregelung vor der Schule und erhielt prompt eine Antwort: Wegen der schmalen, einspurigen Fahrbahn und einer nicht einsehbaren Kurve auf Höhe des Grundstücks Feldrain 6 sei „der entgegengesetzte Radverkehr sehr risikoreich und auch nicht durch eine Verkürzung der Anfahrtswege für die Schulkinder zu rechtfertigen. Insbesondere, da zu Schulbeginn und -ende ein starkes Verkehrsaufkommen zu verzeichnen ist“, teilte das Amt mit. Reinhard Lau hingegen sieht kein besonders großes Gefahrenpotenzial für Begegnungsunfälle. Gerade durch die alte Einbahnstraßenregelung seien PKW-Fahrende zu mehr Aufmerksamkeit und Rücksicht aufgefordert gewesen.
Bjoern Tielebein wünscht sich eine einvernehmliche Lösung. „Ich finde es absolut unterstützenswert, wenn Kinder mit dem Rad zur Schule fahren.“ Die Schulwegsicherheit müsse aber ausreichend gewährleistet sein. Auf seine Initiative macht sich die Zählgemeinschaft nun für einen Vororttermin stark. „Um einerseits Eltern und Schule umfassend zu informieren und zu beteiligen und gleichermaßen eine sichere Verkehrslösung für einen sicheren Schulweg zu finden, sollten Schule, Eltern und Bezirksamt schnell an einen Tisch kommen“, heißt es im Antrag, über den in der heutigen Bezirksverordnetenversammlung (BVV) abgestimmt wird. Die Sitzung kann ab 17 Uhr live im Internet verfolgt werden auf www.videotron.de/marzahn-hellersdorf/