Justyna Anna Grecko kam im Alter von neun Jahren aus Polen nach Deutschland. Sie hat BWL studiert, einen Master in Financial Risk Management gemacht und arbeitet bei einem Kreditinstitut als Projektmanagerin. Nebenbei macht Grecko Lokalpolitik. Seit 2021 ist sie Mitglied der FDP-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung von Marzahn-Hellersdorf.
Welche persönliche Verbindung haben Sie zu Mahlsdorf?
Aus beruflichen Gründen habe ich mich im Sommer 2019 dazu entschieden, von Hessen nach Berlin zu ziehen. Nach wochenlanger Wohnungssuche in der ganzen Stadt, fiel meine Wahl schlussendlich auf den grünen, ruhigen und schönen Ortsteil Mahlsdorf. Seitdem lebe ich in Mahlsdorf und fühle mich sehr wohl hier.
Wann und warum sind Sie in Ihre Partei eingetreten?
Anfang 2019 wurde ich Mitglied der Freien Demokraten in einem Kreisverband in Hessen. Mit dem Umzug nach Berlin wechselte ich zum FDP-Bezirksverband Marzahn-Hellersdorf.
Als ich vor vielen Jahren auf der Suche nach meiner politischen Orientierung war, habe ich meine Werte mit den Freien Demokraten abgeglichen, denn Werte geben Orientierung, schaffen Sinn und begründen Visionen und Ziele. Meine Erkenntnis war, dass ich mich nicht nur mit den Werten der Freien Demokraten wie z. B. Freiheit, Selbstbestimmung und Chancengleichheit identifiziere, sondern auch mein Leben schon nach den liberalen Werten ausrichte. Ich kam im Alter von etwa 9 Jahren mit meiner Mutter und Geschwistern aus einem kleinen Dorf aus Polen nahe der ukrainischen Grenze nach Deutschland. Wenn auch die Startbedingungen meiner Familie alles andere als einfach waren, haben meine Geschwister und ich durch die eigene Leistung die Schule, Berufsausbildung und/oder Studium absolviert und Fuß in verschiedenen (Groß-)Unternehmen oder in der Selbständigkeit gefasst. Ich bin Mitglied der FDP geworden, weil ich die liberalen Werte lebe, Verantwortung für die Zukunft übernehme und der festen Überzeugung bin, dass es nicht darauf ankommt, woher man herkommt, sondern wo man hinwill. Als Freie Demokratin setze ich mich für die Erneuerung des Aufstiegsversprechens ein. Jede Person muss die Chance haben, alles erreichen zu können, wenn er oder sie die Werte unseres Grundgesetzes teilt.
Was zeichnet die Menschen hier Ihrer Meinung nach aus?
Mahlsdorf gehört zu dem europaweit größten zusammenhängenden Gebiet mit Ein- und Zweifamilienhäusern. Ich habe Mahlsdorf in den Jahren, seit ich hier wohne, als einen grünen und ruhigen Ortsteil wahrgenommen. Das zieht viele junge Familien an. Aber auch viele ältere Menschen leben hier. Ich habe die Menschen sowohl als sehr freundlich und hilfsbereit als auch tierfreundlich kennengelernt. Ich selbst habe eine sehr freundliche Nachbarschaft und wir helfen uns gern gegenseitig, wenn Bedarf besteht.
Welcher ist Ihr Lieblingsort im Ortsteil?
In meiner Freizeit und auch als Hundebesitzerin halte ich mich gern im Grünen auf. So genieße ich beispielsweise die Spaziergänge mit meinem Vierbeiner am Berliner Balkon.
Haben Sie einen Gastro-Tipp für unsere Leserinnen und Leser?
Wir haben in Mahlsdorf eine Vielfalt an Restaurants. Ob deutsche, griechische, italienische, türkische oder asiatische Küche – ich bin der Meinung, hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Da ich noch nicht in jedem Restaurant in Mahlsdorf gespeist habe, kann ich aus Fairness-Gründen keinen Tipp für die Leserinnen und Leser aussprechen. Ich persönlich probiere gern neue Restaurants aus und kann den Leserinnen und Lesern empfehlen, selbst die Gastro-Möglichkeiten in Mahlsdorf zu entdecken. Dabei wünsche ich viel Vergnügen und guten Appetit.
Was konnten Sie in den letzten knapp anderthalb Jahren für Mahlsdorf erreichen?
Seit knapp anderthalb Jahren arbeitet unsere Fraktion mit Anja Molnar (Fraktionsvorsitzende), Peter Kastschajew (stellv. Fraktionsvorsitzender) und mir (Schatzmeisterin) in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Marzahn-Hellersdorf für ein offenes Miteinander, den Austausch von sachlichen Argumenten und das Suchen nach pragmatischen Lösungen. Die Verwaltungen in Berlin sind langsam und an vielen Stellen ineffektiv, was wir nicht erst seit der Chaos-Wahl 2021 wissen. Das führt oft zu steigenden Kosten und einer längeren Realisierungszeit verschiedener Projekte. Wir haben unserer Arbeit in der BVV daher einen Fokus gegeben: ein sauberer und sicherer Bezirk mit soliden Finanzen und einer funktionierenden Verwaltung. Dabei geht es uns vor allem um einen effizienten und verantwortungsvollen Umgang mit dem Steuergeld der Bürgerinnen und Bürger. Anfangs waren wir sehr verwundert, dass in einem Kommunalparlament selten nach den Kosten für die verschiedenen Wunschprojekte der anderen Fraktionen gefragt wurde. Wir haben es uns daher zur Aufgabe gemacht, sehr penibel bei allen bezirklichen Vorhaben nach Kosten und finanziellen Risiken zu fragen und diese ggf. auszuräumen. So konnten wir z. B. auch erreichen, dass entgegen dem ursprünglichen Plan für den von allen Parteien gewollten Bau eines Spaßbads auch ein privater Investor in Betracht gezogen wird. Unserer Meinung nach muss für solche Prestigeprojekte nicht das Steuergeld der Bürgerinnen und Bürger herhalten.
Einen Auszug unserer Initiativen, die wir für die Bürgerinnen und Bürger auf den Weg gebracht haben, finden Sie hier:
- Kiezhausmeister für einen sauberen Bezirk: Vermeintliche Kleinigkeiten dauern lange, sobald die Verwaltung ins Spiel kommt. Besonders ärgerlich ist das, wenn es darum geht, Missstände zu beheben – sei es die Reparatur einer Sitzbank oder die Entfernung von Graffiti. Wir haben angeregt, sogenannte Kiezhausmeister einzustellen, die sich genau um solche Probleme kümmern und das schnell und unkompliziert. In anderen Bezirken wurden damit gute Erfahrungen gesammelt.
- Reinigungsroboter für saubere Parks: Die BSR hat gemeinsam mit einem privaten Unternehmen Reinigungsroboter entwickelt, die genau so funktionieren, wie Saug- oder Rasenmähroboter in unseren Gärten und Wohnungen. Diese Roboter können Müll aus Grünanlagen entfernen. Deswegen wollen wir, dass sie in Zukunft auch in Marzahn-Hellersdorfer Grünanlagen zum Einsatz kommen.
- Steuergeldverschwendung verhindern: Besser private Geldgeber für ein Spaßbad: Dem Bau eines Spaßbads aus Steuermitteln stehen wir sehr kritisch gegenüber. Die Kosten sind sehr unübersichtlich, die Preise für solche Bauvorhaben steigen derzeit stark an und die öffentlichen Kassen sind auch ohne solche Prestigeprojekte stark belastet. Wir haben versucht, die anderen Fraktionen in der BVV davon zu überzeugen, einen privaten Investor zu suchen. Damit schützen wir das Steuergeld der Bürgerinnen und Bürger, welches an anderer Stelle dringender gebraucht wird, z. B. für die Sanierung unserer Gehwege.
- Für eine moderne Verwaltung, die funktioniert: ein Digital-Beauftragter im Bezirksamt: Unsere Verwaltung ist in einem desolaten Zustand und eine Modernisierung dringend erforderlich, damit unsere Stadt besser funktioniert. Es ist uns im Bezirk gelungen, mit der Einstellung eines bezirklichen Beauftragten für Digitalisierung eine Stelle zu schaffen, die genau diesen Prozess verantworten soll.
- Druck machen. Die TVO endlich fertig bauen: Mit unserem erfolgreichen Antrag, die Tangentiale Verbindung Ost (TVO) jetzt endlich weiterzubauen, haben wir den Druck auf den Senat aus SPD, Grünen und Linken noch einmal erhöht, das Planfeststellungsverfahren für TVO jetzt endlich zu starten.
Was müsste sich dringend ändern, damit Mahlsdorf lebenswert bleibt?
Meiner Ansicht nach ist Mahlsdorf lebenswert, dennoch haben wir viel Verbesserungspotenzial. Wir brauchen endlich eine Verkehrspolitik ohne Moralführerschein. Mal ehrlich: Autofahrer sind ebenso wenig schlechte Menschen wie Radfahrer. Statt ideologischer Verbote wollen wir Angebote schaffen: einen sicheren und sauberen ÖPNV, baulich von der Straße getrennte Radschnellwege und einen Ladeinfrastrukturausbau für alternative Antriebe. Der Weiterbau der A100 einschließlich ihres 17. Bauabschnitts und der Tangentialverbindung Ost (TVO) haben für uns Freie Demokraten weiterhin Priorität. Mit unserem angenommenen Antrag für die TVO konnte unsere Fraktion und unser Abgeordneter im Abgeordnetenhaus Roman-Francesco Rogat den Druck auf den Senat noch einmal erheblich erhöhen, die Siedlungsgebiete endlich zu entlasten.
Die Verkehrsinfrastruktur in Mahlsdorf ist …
… verbesserungswürdig. An manchen Stellen sind die Gehwege in einem verkehrstechnisch schlechten Zustand oder gar nicht vorhanden. Die Gehwege müssen sicher und barrierefrei sein. Eine Überquerung an Ampeln zu Fuß innerhalb von einer Ampelphase muss für Kinder und ältere Personen möglich bzw. erst mal vorhanden sein. Der unbefestigte Straßenbelag muss beseitigt und in modernen, Lärm reduzierenden Straßenbelag umgebaut werden. Die Straßen (z. B. Hönower Straße, B1) müssen endlich vom Stop-and-go befreit werden. Um das zu erreichen, sind innovative, intelligente Verkehrsleitsysteme an geeigneten Stellen notwendig. Zudem sollte endlich ein effizientes Baumanagement eingeführt werden, um Verkehrsbehinderungen zu vermeiden. Die Straßeninstandhaltung muss von einer reinen Schadensbehebung auf eine vorbeugende und werterhaltende Instandhaltung umgestellt werden. Die Verkehrsprobleme lassen sich nicht lösen, indem Verkehrsträger gegeneinander ausgespielt werden. Es braucht endlich den politischen Willen für ein neues Miteinander in der Verkehrspolitik und intelligente Lösungen.
Was denken Sie, bewegt die Menschen in Ihrem Wahlkreis gerade am meisten?
In den letzten drei Jahren haben zahlreiche Krisen die Menschen begleitet – ob die COVID-19- Pandemie, der noch anhaltende Krieg in der Ukraine, die Preisanstiege für Energie und Nahrungsmittel und die damit einhergegangene hohe Inflation. Im August letzten Jahres hat unsere Fraktion in der BVV wegen der Entwicklung auf dem Energiemarkt, einen Antrag gestellt, dass sich das Bezirksamt auf die Hilfegesuche im Zuge der steigenden Energiekosten vorbereitet, um die Menschen über Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren. Es ist die Aufgabe der Politik, die Menschen und Unternehmen in diesen ohnehin schon schwierigen Zeiten vor übermäßigen und unnötigen Belastungen zu schützen, weshalb wir immer darauf geachtet haben, dass die Mehreinnahmen des Staates durch die Inflation immer an die Bürgerinnen und Bürger zurückgegeben und darüber hinaus zielgerichtete Hilfe-Maßnahmen finanziert werden. Des Weiteren bewegt die Grundsteuerreform viele Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer in Mahlsdorf. Seit Anfang 2022 werden alle Grundstücke in Deutschland neu bewertet. Es deutet sich an, dass Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer in Mahlsdorf viel höher besteuert werden. Es gibt jedoch die Möglichkeit, die Menschen über den individuell festzulegenden Hebesatz für die Grundsteuer zu entlasten. Deshalb hat unsere Fraktion einen Antrag in der BVV eingereicht, mit dem Ziel den Grundsteuerhebesatz zu halbieren und damit die Eigenheimbesitzerinnen und -besitzer zu entlasten.
Wenn Sie von heute auf morgen ein Projekt in Mahlsdorf umsetzen dürften, ohne auf Geld und Genehmigungen zu schauen, was wäre das?
Bildung muss allen Schülerinnen und Schülern gleichermaßen zur Verfügung stehen – ungeachtet ihrer Herkunft oder ihres Elternhauses. Wenn ich von heute auf morgen ein Projekt in Mahlsdorf umsetzen dürfte, würde ich mich für höchste Qualitätsstandards an den Mahlsdorfer Schulen stark machen. Ich würde eine Leuchtturmschule bauen, die mit den besten Schulkonzepten und zusätzlichen Mitteln für Bildungschancen sorgt. An der Leuchtturmschule würde mit modernen Lernmitteln neue Modelle und Erfolgsrezepte erprobt werden. Darüber hinaus würde ich die Lehrerinnen und Lehrer entlasten und allen Schulen in Mahlsdorf festangestellte IT-Kräfte an die Seite stellen. Alle Schulen würde ich durch den Einsatz von individuellen, bedarfsorientierten Konzepten verbessern und ihnen mehr Eigenverantwortung bei der Umsetzung von Rahmen- und Haushaltsplänen sowie der Personalauswahl geben. Neben der Schulleitung bekäme jede Schule auch eine Verwaltungsleitung.