Im äußersten Norden Mahlsdorfs, entlang des Zochegrabens, jener schmalen Wasserlinie, die unseren Ortsteil und damit Berlin von der brandenburgischen Gemeinde Neuenhagen trennt, entwickeln sich Biber zu einem akuten Ärgernis für mehrere Anwohner. Denn die streng geschützten Tiere haben unterhalb der Zochestraße einen neuen Staudamm errichtet. Die Folge: Der Wasserstand im Zoche ist deutlich angestiegen und mindestens drei Keller von Ein- und Reihenhäusern auf Mahlsdorfer Seite sind inzwischen feucht.
Zuerst dürften sich die Gedanken der Bewohner um einen Rohrbruch gedreht haben. Doch dann zeigte sich, dass der Graben ungewöhnlich hoch stand. Der Verdacht fiel schnell auf den frisch entstandenen Biberdamm. Nun gelangte der Fall an die Bezirkspolitik, nachdem sich ein Betroffener an den AfD-Bezirksverordneten Rolf Keßler gewandt hatte. Dieser machte das Problem über eine mündliche Anfrage in der Bezirksverordnetenversammlung öffentlich und beschreibt die Situation als „hilfesuchende Bürger, die nicht mehr weiterwissen“. Auch die untere Naturschutzbehörde des benachbarten Landkreises Märkisch-Oderland wurde informiert. Eine Lösung wird jedoch nicht einfach, denn rechtlich sind die Möglichkeiten begrenzt.
Der Europäische Biber steht in Deutschland unter strengem Schutz. Laut Bundesnaturschutzgesetz dürfen die Tiere weder gestört noch ihre Bauten beschädigt oder zerstört werden. Jeglicher Eingriff bedarf einer behördlichen Ausnahmegenehmigung, eigenmächtiges Handeln ist strafbar.
Dabei galten die Biber bislang als Segen für die Region. Vor einigen Jahren waren sie wieder im Gebiet am Zochegraben aufgetaucht. Zwischen der Trainierbahn Birkenstein und der Neuenhagener Chaussee errichteten sie immer wieder kleinere und größere Dämme. Das führte dazu, dass Wasser im Graben länger gehalten wurde, langsamer versickerte und teilweise verdunstete. Dadurch entstand aus dem ehemaligen, weitgehend ausgebauten Entwässerungsgraben ein vielfältigeres kleines Feuchtbiotop. Pflanzen- und Tierarten, die dort seit Jahrzehnten nicht mehr nachweisbar waren, tauchten wieder auf. Die Zahl an Insekten, Lurchen und Vögeln ist spürbar gewachsen.
Fachleute werteten diese Entwicklung als natürlichen Abschluss der vor einigen Jahren durch ein EU-Projekt angestoßenen „Teilrenaturierung des Fließes“. Die Umbaumaßnahmen sollten dem Zochegraben seine Funktion als naturnahes Wasserrückhaltegebiet wiedergeben, die Biber haben diesen Prozess „zu Ende gebaut“.
Anwohner hatten in der Vergangenheit zwar immer wieder die Sorge geäußert, dass die Biberaktivität zu nassen Kellern oder überfluteten Gärten führen könnte. Behörden und Umweltverbände beruhigten jedoch stets. Aufgrund der geringen Wassermengen im Graben und der Durchlässigkeit der Böden galt dies bisher als unwahrscheinlich. Bis jetzt.
Die Betroffenen haben nun über Keßler einen Termin bei der für Grünflächen zuständigen Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic (CDU) beantragt. Sie soll vermitteln zwischen Bezirk, Brandenburg und Naturschutzbehörden.