Mahlsdorf zeigt Herz und steht Schlange: Überwältigende Spendenbereitschaft nach Hausbrand

Eine Anwohnerin fasste die Ereignisse treffend zusammen: „Was heute in der Donizettistraße passiert ist, wird vielen noch lange in Erinnerung bleiben. Ein Stadtteil, der binnen zweier Tage zu einer großen Gemeinschaft wurde. Eine Feuerwehrwache, die zum Umschlagplatz der Solidarität wurde. Und eine Familie, die inmitten einer Tragödie erlebt, wie unglaublich groß die Unterstützung ihrer Nachbarschaft ist.


Mahlsdorf hat am Mittwochabend eindrucksvoll bewiesen, was Zusammenhalt bedeutet. Bereits kurz nach Beginn der angekündigten Sachspenden-Aktion um 15 Uhr bildete sich in der Donizettistraße vor der Wache der Freiwilligen Feuerwehr Mahlsdorf eine lange Schlange. Hunderte Menschen waren innerhalb der ersten zwei Stunden erschienen, viele vollgepackt mit Tüten, Kartons, Säcken und Kisten.


Die Spendenbereitschaft war so groß, dass sie selbst erfahrene Ehrenamtliche überraschte. Kleidung in allen Größen, Schuhe, Spielzeuge, Bettwäsche, Decken, Handtücher, Kinderbedarf, aber auch Haushaltsgeräte wie Wasserkocher, Toaster oder Geschirr wurden in einem regelrechten Strom zur Feuerwache gebracht. „Wir hatten alle Hände voll zu tun“, so eine Helferin. „So etwas haben wir noch nie erlebt.“ Selbst aus Prenzlau, Jüterbog oder gar Sachsen-Anhalt reisten Mitfühlende an.


In wenigen Minuten füllte sich die Fahrzeughalle der Wache mit Spenden bis unters Dach. Bald reichte der Platz nicht mehr aus: Der hintere Bereich des Gebäudes wurde zum Lagern genutzt, ebenso der Aufenthaltsraum, die Außenbereiche und selbst spontan eingerichtete Ablagen vor der Wache. Überall stapelten sich Kisten, Kartons und Beutel hoch.


Mehrmals rückten Transporter und Lkw an. Vor allem die Kinder und Teenager der Jugendfeuerwehr Mahlsdorf packten kräftig mit an. Sie beluden Fahrzeuge im schnellen Takt und brachten die vorsortierten Spenden in externe Lagerräume. „Die Jugendfeuerwehr war heute Gold wert“, lobte der Vorstand des Fördervereins. „Ohne ihren Einsatz wären wir völlig überrannt worden.“ Neben den ehrenamtlichen Lebensrettern und privaten Helfern packten Mitarbeiter der „Mach-mit“-Kitas, des Büros von Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch und unserer Redaktion an. Unterstützt wurde das Ganze zudem von den Fußballvereinen Eintracht Mahlsdorf und Blau-Weiß Mahlsdorf/Waldesruh.


Die gesammelten Spenden werden nun gemeinsam mit der betroffenen Familie gesichtet. Was sie aktuell benötigt, kann sie direkt auswählen. Alles, was nicht gebraucht wird, geht an das Deutsche Rote Kreuz sowie an die Arche – auch dort ist der Bedarf an gut erhaltenen Sachspenden groß.


Neben Kleidung und Haushaltsgegenständen brachte eine Vielzahl an Menschen auch Bargeldspenden zur Feuerwehrwache. Andere legten Gutscheine aus Drogerien und Supermärkten bei. Eine Form der Hilfe, die besonders praktisch ist, da sie der Familie erlaubt, dringend benötigte Alltagsartikel selbst auszuwählen. „Die Menschen haben nicht nur gegeben was sie zu Hause übrig hatten. Viele sind extra noch in Geschäfte gefahren, um Gutscheine zu kaufen“, so Laura Gille, eine der Helferinnen.


Der Andrang war so enorm, dass es zeitweise zu einem Verkehrschaos in der Donizettistraße kam. Rund um die Feuerwache stauten sich Autos; viele wollten ihre Spenden persönlich abgeben. Gegen 17.30 Uhr musste die Annahme schließlich gestoppt werden. Die Helferinnen und Helfer entschuldigten sich dafür ausdrücklich, doch angesichts der Masse war ein Weiterarbeiten schlicht nicht mehr möglich. „Wir wollten alles annehmen, aber wir waren irgendwann nicht mehr Herr der Lage“, sagte ein Mitglied des Feuerwehr-Fördervereins. „Wir sind unendlich dankbar, aber es war einfach zu viel für heute.“


Neben der Sachspendenflut sorgt auch die parallel laufende Geldspendenaktion im Netz für Unterstützung: Bis Dienstagabend wurden fast 90.000 Euro gesammelt. Ein weiteres starkes Zeichen der Solidarität in Mahlsdorf. Und nicht nur die Menge der Spenden beeindruckte, sondern auch die vielen spontanen Helfer. Menschen, die eigentlich nur etwas abgeben wollten, blieben, um Kleidung zu sortieren, Geschirr zu sichten oder Haushaltsgeräte auf ihre Funktion zu prüfen. Andere brachten kurzfristig neue Umzugskartons vorbei oder halfen beim Verpacken. Defektes Spielzeug musste aussortiert werden – auch das übernahmen freiwillige Helfer.


„Mahlsdorf hält zusammen. Das hat heute eine neue Dimension bekommen“, sagte eine Organisatorin sichtlich bewegt. „Der Zusammenhalt, die Wärme, die Hilfsbereitschaft – all das zeigt, dass die Familie, die in der Kieler Straße nicht nur ein Kind, sondern auch ihr Hab und Gut verloren hat, nicht allein ist.

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