Am 7. Mai: Mahlsdorf gedenkt einer seiner berühmtesten Bürgerinnen

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Die Aktion „Denk Mal am Ort“ bietet rund um diesen wichtigen Jahrestag einen Rahmen für persönliche Erinnerungen an Verfolgte des Nationalsozialismus. Nun auch in Mahlsdorf. Am kommenden Samstag wird der Friedensaktivistin, Journalistin und Frauenrechtlerin Alice Herz, die jahrelang in Mahlsdorf lebte, gedacht.

 

Die Veranstaltung findet auf dem nach Alice Hertz benannten begrünten Platz zwischen Giesestraße, Briesener Weg und Hörselbergstraße statt. Beginn ist um 13 Uhr. Alice Herz wurde als Kind jüdischer Eltern geboren. Sie verbrachte den Ersten Weltkrieg mit ihren zwei Kindern in Mecklenburg, 1919 zog die Familie von Güstrow nach Mahlsdorf, wo Paul Herz eine leitende Stelle in einer Kunstgummifabrik gefunden hatte, deren giftige Dämpfe allerdings seine Gesundheit angriffen. Die Familie lebte in einem Eigenheim in der Akazienallee 4/5. Am 30. Dezember 1928 starb er an Nierenversagen und Anämie; wenige Wochen später, am 2. Februar 1929, starb unerwartet auch der Sohn Konrad.

 

In dieser für Alice Herz und ihre Tochter Helga schweren Zeit erstarkten zudem überall in Europa nationalsozialistische und andere antisemitische Gruppierungen. Weil Alice Herz frühzeitig die Gefahr erkannte, verließen sie nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 am 13. März 1933 Deutschland und emigrierten in die Schweiz. Vier Monate später zogen beide nach Grenoble, wo sie bis Mai 1940 blieben. Während ihres Aufenthaltes in Frankreich war sie Mitarbeiterin an einer religiös-sozialen Wochenschrift in der Schweiz und schrieb auch gelegentlich für die von Leonhard Ragaz herausgegebene Monatsschrift „Neue Wege“. Im Mai wurde sie mit ihrer Tochter für drei Wochen in das Lager Cmp de Gurs eingewiesen.

 

Nach ihrer Entlassung erhielten sie Asyl bei einem katholischen Pfarrer in einem Dorf in den Pyrenäen, etwa 40 Kilometer von der Stadt Lourdes entfernt. Über Kuba gelangten sie im August 1942 in die USA und ließen sich in Detroit nieder. Alice Herz schloss sich den Quäkern an. Die amerikanische Staatsbürgerschaft wurde ihr als Pazifistin verweigert. Im Alter von 82 Jahren beging sie Suizid durch Selbstverbrennung an einer Detroiter Straßenkreuzung aus Protest gegen den Vietnamkrieg. Sie erlag ihren Verletzungen am 17. März 1965 in Detroit.

 

Der Alice-Herz-Platz existiert seit dem 27. Januar 2003 in Mahlsdorf. Vorher hieß der kleine dreieckige Platz „Platz 18“. Die Umbenennung geht auch auf eine Initiative des Berliner Landesfrauenrats zurück, die das Projekt Frauenplätze in den Berliner Bezirken forciert. Zu der Veranstaltung wollen laut dem Bündnis für Demokratie und Toleranz Marzahn-Hellersdorf von Herz‘ Verwandten aus den USA anreisen, um gemeinsam mit der AG Erinnerungskultur des Bündnisses an Alice Herz zu erinnern.

Alice Herz lebte bis in die 1930er-Jahre in Mahlsdorf in der Akazienallee, heute ist im Ortsteil ein Platz nach ihr benannt.

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