Am Donnerstag ist wieder Markttag in Mahlsdorf

Jeden Donnerstag ist Markttag in Mahlsdorf. Vor dem AWO-Stadtteilzentrum (Hultschiner Damm 98, 15.30-17.00 Uhr) und im Garten des PestalozziTreffs (Pestalozzistraße 1a, 17.30-19.00 Uhr) wandern frisches Obst und Gemüse, Milcherzeugnisse, Backwaren, Fleisch in Bio-Qualität, Süßigkeiten, Müsli, Brotaufstriche und viele andere hochwertige Lebensmittel über die Tische. Bargeld oder Kreditkarte brauchen die Kunden aber nicht zücken. Denn was sie mitnehmen, haben sie vorher schon im Internet bestellt und bezahlt. Ehe es mit dem Einkauf nach Hause geht, nimmt sich der eine oder die andere gern noch Zeit für einen kurzen Plausch. Wo sonst bekommt man schließlich direkt von Erzeugern Auskunft über die Herkunft und Herstellung von Produkten? Und genascht werden darf auch wieder. „Das war wegen der Corona-Auflagen lange Zeit nicht möglich“, sagt Vivian Kammholz. Sie ist Gastgeberin der beiden Mahlsdorfer „Marktschwärmereien“.

 

Regional und digital

Die gelernte Einzelhandelskauffrau hat vor drei Jahren die erste Abholstation im Bezirk eröffnet. Nach wie vor ist sie überzeugt von dem Einkaufskonzept, das seinen Ursprung in Frankreich hat. Woche für Woche bringt Vivian Kammholz Lebensmittelproduzenten aus der Umgebung mit Verbrauchern zusammen. Dadurch fördert sie sowohl die regionale Wertschöpfung als auch eine nachhaltige Esskultur. Für die Kunden funktioniert der Mix aus Online-Shop und traditionellem Bauernmarkt total unkompliziert: Sie ordern und bezahlen ihre Produkte immer bis Dienstagnacht online auf www.marktschwaermer.de und holen sie wenige Tage später an einer der Ausgabestellen ab. Wer es donnerstags nicht schafft, kann auch freitags zwischen 10 und 17 Uhr ins Café Sonnenschein (Fercher Straße 2b) kommen.

 

Für die Erzeuger hat das Konzept gleich eine ganze Reihe von Vorteilen. Sie erreichen Menschen aus der Region, die bislang noch nicht auf sie aufmerksam geworden sind, und legen den Verkaufspreis ihrer Produkte selbst fest. Außerdem wissen die Betriebe immer genau, was sie mitbringen müssen. So bleibt niemand auf Ware sitzen und muss mit halbvollen Kisten wieder zurückfahren.

 

Saisonal statt ständig verfügbar

Anders als auf klassischen Wochenmärkten, wo oft auch Produkte mit teilweise langen Transportwegen vom Großmarkt einfach weiterverkauft werden, kommt bei den „Marktschwärmern“ wirklich nur Regionales in die Tüte. Das heißt aber auch: Gerade im Winter sind frisches Gemüse und Obst Mangelware. Darum gehen in den kalten Monaten die Bestellungen der Kunden mitunter auch drastisch zurück. „Die Leute sind halt verwöhnt“, sagt Vivian Kammholz. Die ständige Verfügbarkeit von Produkten sei normal geworden. „Aber genau das ist eigentlich nicht die Normalität.“ Sie wünscht sich wieder ein stärkeres Bewusstsein der Menschen für den Wechsel der Jahreszeiten, die Natur und ihre Erträge. Jetzt im Juli zum Beispiel haben Mangold, verschiedene Salate, Zucchini, Rote und Gelbe Bete Saison. Auch der erste Spitzkohl und Porree sind schon verfügbar.

 

Steigende Lebensmittelpreise: Wer clever ist, kauft direkt beim Erzeuger

Was vielen nicht klar ist: Gerade in Zeiten steigender Lebensmittelpreise ist man gut beraten, direkt beim Erzeuger einzukaufen. „Während die Preise in den Discountern und Supermärkten aktuell extrem in die Höhe schießen, ist der Anstieg bei uns nur minimal, weil es keine Zwischenhändler gibt“, sagt Vivian Kammholz und führt als Beispiele Wurst, Fleisch und Molkereiprodukte an. Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die höheren Ausgaben für Kraftstoff, Strom, Gas und Futter den Bauern sehr stark zusetzen. Damit sie ihre Preise weiterhin relativ stabil halten können, sei es besonders wichtig, die heimischen Erzeuger mit dem Marktbesuch zu unterstützen. Übrigens: Wer in dieser oder der nächsten Woche vorbeikommt, kann Fleisch und Wurst von glücklichen Tieren ausnahmsweise auch vor Ort einkaufen – sogar zum Sonderpreis und natürlich nicht ohne vorher probiert zu haben.

 

„Marktschwärmer“ meets „Unverpackt“

Während die Schwärmerei in Mahlsdorf-Süd noch besser angenommen werden könnte, ist der 2019 eröffnete Markt in Mahlsdorf-Nord schon eine kleine Institution. Auf dem Erfolg will sich Vivian Kammholz aber keineswegs ausruhen. Sie feilt weiter am Konzept und ist eifrig am Netzwerken. Noch in den Kinderschuhen steckt die Kooperation mit „Unverpackt Berlin“. In Kürze werden Lebensmittel aus dem Friedrichshagener Laden ins „Marktschwärmer“-Angebot aufgenommen. „Wir wollen mit 15 Artikeln starten, darunter Nudeln, Mehl und andere Grundnahrungsmittel“, kündigt Vivian Kammholz an.

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