Eisernes Kreuz und Dolchstoßlegende: SPD will Mahlsdorfer Kriegsdenkmal umwandeln

Seit fast 100 Jahren existiert vor der Alten Pfarrkirche in der Hönower Straße das Denkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Mahlsdorf (Foto). Vorn auf dem aus Granitbruchsteinen bestehenden Denkmal prangt zwischen zwei Eisernen Kreuzen der Schriftzug „DEN IM WELTKRIEG GEFALLENEN / DER KRIEGERVEREIN MAHLSDORF“. Ebenso ist ein, so vermutet es der seit Jahrzehnten als anerkannter Experte auf dem Gebiet der Friedhofskultur arbeitende Kulturhistoriker Dr. Jörg Kuhn im Buch „Alte Dorfkirchen in Berlin“, „vermutlich verwundeter, sich wehrhaft umwendender, auf seinen vier Pranken stehenden Löwen“ zu sehen. Auf der Rückseite ist die Inschrift „UNBESIEGT / UNVERGESSEN“ zu lesen. Dies könnte auf eine Identifikation der Erbauer des Denkmals mit der zur damaligen Zeit populären Verschwörungstheorie der „Dolchstoßlegende“ hindeuten. Diese besagt, dass die deutschen Soldaten im Ersten Weltkrieg „im Felde unbesiegt“ geblieben wären, sondern erst durch oppositionelle „vaterlandslose“ Zivilisten aus der Heimat (gemeint sind Sozialdemokraten, Kommunisten oder das Trugbild vom „internationalen Judentum“) einen „Dolchstoß von hinten“ erhalten. Und tatsächlich: Einer der Initiatoren des Denkmals in der Hönower Straße soll der seit 1921 amtierende Pfarrer Rudolf Rohrlach sein, der sich laut dem Buch nach 1933 den Deutschen Christen und dem Nationalsozialismus verbunden fühlte.

Das Kriegsdenkmal, welches den meisten Mahlsdorfern unbekannt sein dürfte, soll nun auf einen Antrag der SPD Marzahn-Hellersdorf hin umgewandelt werden. In der entsprechenden Drucksache heißt es, dass sich das Bezirksamt darum bemühen solle, alle Denkmäler der Gefallenen im Ersten Weltkrieg zu Mahnmälern gegen Krieg, Vertreibung und Völkermord zu entwickeln und jeweils eine Schautafel daneben zu stellen, die zur kritischen Einordnung des Ortes in den historischen Kontext dient. In dem Antrag heißt es: „Der Text auf den Schautafeln soll sich eindeutig gegen kriegsverherrlichende Heldendenkmale als Erinnerungsorte aussprechen und allen im Krieg gefallenen Opfern gedenken.“ Die Mahnmale sollten weiterhin als Lernorte für Schüler und Jugendgruppen entwickelt werden. Betroffen wären neben dem Mahlsdorfer Denkmal drei weitere auf Kirchengrund in Alt-Marzahn, Biesdorf und Kaulsdorf sowie eines auf einem städtischen Friedhof.

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Jennifer Hübner, die eine der beiden Initiatorinnen des Antrags ist, sagte der taz: „Für uns ist es wichtig, dass nicht die Bezirksverordnetenversammlung allein darüber entscheidet, sondern die Bevölkerung und Akteure aus Kultur und Gesellschaft beteiligt werden“. Natürlich auch die Kirchen, denen die meisten Denkmale gehören. Derzeit befindet sich der Antrag im dafür zuständigen Ausschuss für Kultur, mit Widerstand rechnet Jennifer Hübner von Seiten der AfD.

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