Spitzenspiel in Neukölln. Eintracht Mahlsdorf muss als Tabellendritter am Freitag (Anpfiff 19.30 Uhr) beim Ersten Tasmania Berlin antreten. Respekt ist bei den Lilanen vorhanden, Angst nicht. Wir haben mit Nils Stettin, Mahlsdorfer Torschütze vom Dienst, über das Spiel gesprochen.
Für viele Fußballfans in Deutschland ist Tasmania Berlin das Synonym für Erfolglosigkeit. Vor exakt 60 Jahren spielte der Verein aus dem Werner-Seelenbinder-Sportpark in Der Bundesliga, stellt seitdem fast alle Negativrekorde der Bundesliga. In der Saison 1965/66 stieg man mit nur zehn Punkten (nach der heutigen Dreipunkte-Regel), nur 15 geschossenen und 108 gefangenen Toren sang- und klanglos wieder ab. Zudem blieb Tasmania 31 Spiele in Folge ohne Sieg, gegen Borussia Mönchengladbach kamen nur 827 Zuschauer. Ende November 1965 setzte es zuerst eine 0:5-Packung bei 1860 München, danach verlor man in Berlin mit 0:4 gegen Eintracht Frankfurt.
Das ist die Vergangenheit. Heute stehen die Neuköllner auf Platz 1 der Oberliga Nord, haben nach 13 Spielen die meisten Tore geschossen (34) und die wenigsten hinnehmen müssen (16). Zudem konnte das Team von Trainer Pardis Fardjad-Azad (machte fünf Länderspiele für sein Heimatland Aserbaidschan unter dem ehemaligen deutschen Europameister-Coach Berti Vogts) die vergangenen vier Ligaspiele gewinnen. Nils Stettin, mit bereits zwölf Toren Torjäger der Lilanen erwartet im „Alles Mahlsdorf“-Gespräch ein Spiel auf Augenhöhe: „Wir sind sehr gut drauf in den letzten Wochen. Wir haben uns als Mannschaft gefunden und gehen in jedem Spiel auf Sieg“, so der 29-Jährige, der in 13 Partien bislang zwölf Mal getroffen hat.
Für Mahlsdorf hingegen sind es die Wochen der Wahrheit. Das Team vom Rosenhag ist nach mäßigem Saisonstart inzwischen wieder in Tritt gekommen und dank 14 Punkten aus den letzten sechs Partien bis auf Platz 3 vorgerückt. Zunächst gilt es für die Eintracht ein dickes Brett zu bohren, da Tasmania extrem heimstark ist und fünf von sieben Spielen gewinnen konnte. „Es gibt gute Kicker in beiden Mannschaften, letztlich wird die Tagesform entscheiden. Schaffen wir es dort zu siegen, wäre dies ein großer Schritt Richtung Tabellenspitze. Die wollen wir angreifen. Zumal die letzten Wochen gezeigt haben, dass in dieser Liga derzeit jeder jeden schlagen kann und zum Teil völlig unerwartete Ergebnisse herauskommen“, so Nils Stettin. Ein großer Ansporn dürfte sein, mit einem Sieg in Neukölln bis auf drei Punkte an den Tabellenführer heranzurücken. Am darauffolgenden Spieltag muss das Team dann beim Tabellenzweiten SV Lichtenberg 47 ran.
Dass nicht Mahlsdorf vom Sonnenplatz der Oberliga Nord grüßt, hat neben dem holprigem Saisonstart mit leichtfertig verschenkten Punkten wie etwa gegen Klosterfelde oder Schwerin zu tun. „Nach den jeweiligen Spielen haben die späten Gegentore extrem wehgetan, ich habe mich fürchterlich darüber geärgert. Letzt bringt es aber nichts mehr sich darüber aufzuregen und über ‚hätte-könnte-wäre‘-Situationen zu reden.“ Stettin blickt nach vorn. Und sieht für das Flutlicht-Spitzenspiel vor allem Tasmania unter Druck. „Die stehen seit Wochen da oben, haben mehr zu verlieren. Wir haben uns durch gute Spiele und viele Punkte in die Situation gebracht, sie tabellarisch zu fordern. Und das wollen wir sie spüren lassen.“