Eltern kämpfen für eine autofreie Schulzone

Ein ganz normaler Morgen, kurz nach halb acht vor der Mahlsdorfer Grundschule: Fast 570 Kinder strömen in Richtung Schulgebäude. Eltern-Taxis kommen auf der schmalen Kopfsteinpflasterstraße vorgefahren, parken im Halteverbot direkt vor dem Eingang und blockieren Ausfahrten. Aufgerissene Fahrzeugtüren versperren den kleinen Gehweg im Feldrain und bremsen Kinder auf Fahrrädern und Rollern aus. Auch Tempoüberschreitungen sind an der Tagesordnung. Erst im letzten Jahr wurde ein Kind von einem ausparkenden Auto erfasst. Es kam zum Glück mit dem Schrecken davon. Die Frau hinterm Steuer düste einfach weiter.

 

Verkehrsberuhigung in den Morgenstunden

Nicht erst seit diesem Unfall setzen sich einige engagierte Eltern dafür ein, den Schulweg vor Ort sicherer zu machen. Sie wollen das Eltern-Taxi-Chaos nicht mehr länger hinnehmen und bekommen dabei volle Rückendeckung von der Schulleitung. Vorschläge für mögliche Sicherheitsmaßnahmen – von der Gehwegvorstreckung bis zur Umgestaltung des Guthmannplatzes in eine Kiss and Ride Zone – gibt es reichlich. Ausgearbeitet wurden sie von zwei Bachelor-Studierenden der Berliner Hochschule für Technik.

 

Ein vergleichsweise kostengünstiges Vorhaben aus dem Maßnahmenbündel haben die Eltern nun zu ihrer zentralen Forderung gemacht: eine verkehrsberuhigte Schulwegzone in den beiden Zubringerstraßen Pfarrhufenweg und Feldrain – zumindest temporär. Angedacht ist diese verkehrsberuhigte Schulzone an Wochentagen von 7 bis 8.30 Uhr. „In anderen Ländern wie Österreich gibt es das bereits, warum also nicht auch hier bei uns“, merkt Elternsprecher Peter Nowak an. Wie gut das funktioniere, zeige jedes Jahr der Aktionstag „Autofreie Schulwegzone“, der gemeinsam mit der Schulweg Challenge nicht nur bei den Mahlsdorf Kindern und Lehrkräften auf große Zustimmung trifft, sondern auch von Eltern und Anwohnern überwiegend befürwortet wird.

 

Forderung beschäftigt auch die Politik

Nun wird auch Unterstützung aus der Politik signalisiert. Die CDU-Fraktion hat im Juni einen entsprechenden Antrag in die Bezirksverordnetenversammlung eingebracht. Darin wird vorgeschlagen, in einem Pilotprojekt für zunächst ein halbes Jahr Autos aus dem unmittelbaren Umfeld der Schule zu verbannen – ausgenommen von dem Verbot wären sowohl Anwohner als auch der Liefer-, Versorgungs- und Entsorgungsverkehr. Die Erprobungsphase soll wissenschaftlich begleitet werden – idealerweise von Prof. Dr. Lohmiller von der BHT, der bereits seine Bereitschaft dazu erklärt hat.

 

In diesen Tagen wird der Antrag im Schul- und Verkehrsausschuss in einer gemeinsamen Sitzung behandelt. „Wir plädieren dafür, dass ein solches Pilotprojekt nicht nur im Siedlungsgebiet, sondern auch an einer Schule in der Großsiedlung durchgeführt wird“, sagt Marion Hoffmann, bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion in der BVV. Auch deswegen sei der Antrag im Juni nicht direkt beschlossen, sondern noch einmal in die Fachausschüsse überwiesen worden. Ihrer Fraktion schwebt neben der Mahlsdorfer Grundschule zum Beispiel auch die Marcana-Grundschule in Marzahn vor.

 

Nächste Begehung mit dem Bezirksamt steht an

„Uns ist einfach nur wichtig, dass das Vorhaben nicht bis in die Sommerpause verschleppt und zum Zankapfel wird, sondern möglichst viele Parteien unser Anliegen mittragen“, betont Elternsprecher Reinhard Lau, dessen Tochter in die vierte Klasse geht. Gleichzeitig sei ihm und seinen Mitstreitern bewusst, dass die autofreie Schulzone nicht von heute auf morgen umgesetzt werden könne – vielmehr sei eine Einführung im kommenden Jahr vorgesehen. Vorher sollen alle Anwohner, die benachbarten Kitas und selbstverständlich die Eltern noch einmal ausführlich über das Projekt informiert werden und erneut alternative Haltemöglichkeiten vorgestellt werden. „Wer wirklich mal mit dem Auto fahren muss, kann seine Kinder auch drei, vier Straßen vom Schulgebäude entfernt absetzen und die letzten Meter laufen lassen“, merkt Papa Alexander Bayer an. Über mögliche Zeitpläne für das Schulwegzonen-Projekt soll bei der nächsten Begehung mit dem Straßen- und Grünflächenamt am 23. Juli gesprochen werden.

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