Andernorts sind Fahrradparkhäuser Normalität. In Berlin hingegen stocken die Planungen seit Jahren. Das gilt auch für das Projekt am S-Bahnhof Mahlsdorf. Bislang liegt lediglich eine Variantenuntersuchung aus dem Jahr 2021 vor. Der darin skizzierte Zeitplan hat sich längst zerschlagen und auch einer der bevorzugten Standorte scheint aktuell nicht verfügbar. Das geht aus einer Antwort der Senatsverkehrsverwaltung auf eine parlamentarische Anfrage des Linken-Abgeordneten Kristian Ronneburg hervor.
2021 Flächenankauf, 2022 Erstellung Bedarfsprogramm und Ausschreibung, 2023 Bauvoranfrage, 2024 Baubeginn, 2026 Inbetriebnahme. So sollte es nach den Vorstellungen der landeseigenen infraVelo GmbH eigentlich laufen. Die Realität sieht anders aus, wie Dr. Claudia Elif Stutz (CDU), Staatssekretärin für Mobilität und Verkehr im neuen Senat, kürzlich schriftlich mitteilte. Derzeit werde im Rahmen der Machbarkeitsuntersuchung das Betreiberkonzept mit der Bedarfsplanung erarbeitet. Aussagen zur Vorzugsvariante, einem neuen Zeitplan und den geschätzten Kosten – Fehlanzeige. Diese könnten erst nach Abschluss der Machbarkeitsuntersuchung getroffen werden, heißt es.
Eine gute Nachricht aber gibt es: Senat und infraVelo GmbH rechnen nicht mit langwierigen Genehmigungsprozessen. „Der Bau von Fahrradparkhäusern unterliegt nicht der Planfeststellung“, so Stutz.
Bis 2030 fehlen laut Prognosen 700 Stellplätze
Benötigt wird die Anlage wohl, weil im Zuge der angestrebten „Verkehrslösung Mahlsdorf“ die bisherige Fahrradabstellanlage unter der Bahnbrücke Platz machen müsste für die umgebaute Hönower Straße mit der neuen Tramhaltestelle. Zwar gebe es dann noch die aktuell nicht komplett ausgenutzten 200 Fahrradstellplätze neben dem Rewe-Parkplatz, doch die können den bis 2030 prognostizierten Gesamtbedarf von 900 Stellplätzen bei weitem nicht abdecken.
Fünf potenzielle Standorte für das Fahrradparkhaus waren in der ersten Machbarkeitsstudie unter die Lupe genommen worden: die Wendeschleife in der Treskowstraße, der Park-and-Ride-Parkplatz in der Hönower Straße, das Bahnhofsgebäude, ein wild bewachsenes Grundstück am Fuß- und Radweg ohne Namen zwischen Bahnhof und Florastraße und ein Hinterhof an der Hönower Straße 79 direkt neben dem Aufzug zum Regionalbahnhalt.
Hinterhof steht nicht zum Verkauf
Die Gutachter empfahlen letztlich eine Kombination aus den beiden letztgenannten Flächen. Auf Ronneburgs Frage, welche Schritte zum Ankauf des Grundstücks in der Hönower Straße 79 bereits eingeleitet worden seien, erklärte die Verkehrsstaatssekretärin, das Gelände stehe „nach derzeitigem Kenntnisstand“ nicht zum käuflichen Erwerb zur Verfügung. Läuft also vieles auf den Standort Florastraße hinaus. Laut Studie könnte das Grundstück den prognostizierten Bedarf an Stellplätzen auch als „Solitär“ decken. Denkbar sei zum Beispiel ein eingeschossiges Gebäude mit Platz für 680 Standardräder (davon 197 gesichert), 20 Räder mit besonderen Abmessungen und einen Servicebereich. Wegen des hohen Grundflächenbedarfs von 1.150 Quadratmetern wäre der Eingriff in den Gehölzbestand auf der Fläche allerdings sehr hoch. Dafür könne aber Barrierefreiheit erzielt werden. Dem zweigeschossigen Fahrradhaus mit etwa 730 Quadratmetern Grundfläche würden weniger Bäume und Sträucher zum Opfer fallen. Die beiden Etagen wären über eine Schieberampe miteinander verbunden. Es gäbe 685 Stellplätze für normale Räder (176 davon gesichert) und 9 für Lastenräder & Co.
„Es scheint nun klar zu sein, dass der Standort in der Florastraße die Vorzugsvariante für ein Fahrradparkhaus Mahlsdorf sein wird. Jetzt müssen Senat und infraVelo endlich Klarheit schaffen, damit alle weiteren Planungsschritte zügig erfolgen können. Gerade im Zuge der Umsetzung der Verkehrslösung Mahlsdorf in den nächsten Jahren wäre ein Fahrradparkhaus ideal, um insgesamt im Mahlsdorfer Ortskern die Belange des Fuß- und Radverkehrs und des öffentlichen Nahverkehrs zu stärken“, sagt Kristian Ronneburg. Wichtig bei der Umsetzung sei es, die Entfernung vom Bahnhof zum Fahrradparkhaus durch geeignete Querungsstellen an der Hönower Straße zu reduzieren, meint der Linken-Politiker. Nur so könne gewährleistet werden, dass möglichst viele Menschen „dieses Angebot, das auch ein Mehr an Sicherheit und Service bieten wird, tatsächlich annehmen.“