Im Gutshaus und bei den Guthmanns: Stilles Gedenken auch in Mahlsdorf

Am 27. Januar wird wieder weltweit an die Millionen Opfer der menschenverachtenden NS-Herrschaft erinnert. An diesem Tag jährt sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die Rote Armee zum 79. Mal. Das Bündnis für Demokratie und Toleranz in Marzahn-Hellersdorf lädt zu diesem Anlass zu einem stillen Gedenken an verschiedenen Orten im Bezirk ein. Zwei der insgesamt acht Veranstaltungen finden in Mahlsdorf statt.

 

Im Gutshaus Mahlsdorf (Hultschiner Damm 333), das die bekannte trans Person Charlotte von Mahlsdorf (1928–2002) einst vorm Verfall rettete und darin da Gründerzeitmuseum aufbaute, wird am Samstag um 10 Uhr der queeren Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Jahrzehntelang fanden Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität systematisch entrechtet, erniedrigt, deportiert und ermordet wurden, in der deutschen Gedenkkultur keine Berücksichtigung.

 

Ebenfalls um 10 Uhr treffen sich Menschen vor dem Friedhof Mahlsdorf (Eingang Lemkestraße 156) an den Stolpersteinen und der Gedenktafel für die Familie Guthmann. Dort stand früher das Wohnhaus der von den Nazis fast komplett ausgelöschten jüdischen Familie.

 

„Wir nehmen unsere historische Verantwortung für die Verbrechen des NS-Regimes war. Gleichzeitig schauen wir mit Sorge auf die aktuellen Geschehnisse“, teilt das Bündnis für Demokratie und Toleranz mit. Rechte Aktivitäten hätten im Bezirk zuletzt zugenommen. So zählt der Register Marzahn-Hellersdorf für das Jahr 2022 insgesamt 365 extrem rechte und diskriminierende Vorfälle. Im Jahr davor waren es 241. Diese Entwicklung wird zum einen auf die immer umtriebiger werdende rechtsextremistische Kleinstpartei „III. Weg“ zurückgeführt und zum anderen auf den Ausbau des Meldernetzwerks des Registers.

Man werde nicht hinnehmen, dass antidemokratische Kräfte die Gesellschaft spalten, heißt es in der Ankündigung des stillen Gedenkens.

Alle Stationen im Überblick

 

■ 9.00 Uhr:

Gedenktafel für die Opfer der Euthanasie hinter der Krankenhauskirche im Wuhlgarten

Brebacher Weg 15, 12683 Berlin

 

■ 10.00 Uhr:

Erinnerungsstele für Dorothee und Harald Poelchau

Märkische Allee 170a, 12681 Berlin

 

■ 10.00 Uhr:

Stolpersteine Familie Guthmann vor dem Friedhof Mahlsdorf

Eingang Lemkestraße 156, 12623 Berlin

 

■ 10.00 Uhr:

Queeres Gedenken im Gutshaus Mahlsdorf 

Hultschiner Damm 333, 12623 Berlin

 

■ 11.00 Uhr:

Gedenktafel Heinrich Grüber

Dorfstraße 10, 12621 Berlin

 

■ 11.00 Uhr:

Stolpersteine Fanny Feibusch und Jenny Cohn

Otto-Nagel-Straße 38/19 in 12683 Berlin

 

■ 13.00 Uhr:

Gedenkstätte Zwangslager Marzahn

Redebeiträge von Petra Rosenberg, Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma Berlin-Brandenburg, Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic (CDU) und und Dr. Manuela Schmidt (Linke)

Otto-Rosenberg-Platz, 12681 Berlin

 

■ 14.00 Uhr:

Gedenktafel Dr. Arno Philippsthal

Grabensprung 29, 12683 Berlin

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