In Mahlsdorf werden weitere Stolpersteine verlegt

Bürgerinnen und Bürger aus Mahlsdorf und Kaulsdorf setzen ihre Bemühungen fort, an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Sie haben organisiert, dass der Künstler Gunter Demnig am Montag, dem 23. September, Stolpersteine in Mahlsdorf-Nord vor den letzten frei gewählten Wohnorten der kommunistischen Widerstandskämpfer Karl Vesper (1883–1933), Arthur Weisbrodt (1909–1944) und Frida Weisbrodt (1881–1969) verlegen wird.

 

„Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, heißt es im Talmud, einem der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums. Gegen das Vergessen geht Gunter Demnig seit 1992 vor, indem er mit Messingplatten besetzte Betonwürfel in Gehwege einlässt, deren Inschrift immer mit den Worten „Hier wohnte …“ beginnen. Bundesweit erinnert der Künstler so an die Schicksale von Menschen, die von den Nazis verfolgt, deportiert, vertrieben, ermordet, in den Suizid getrieben wurden oder aus Deutschland fliehen mussten.

 

In Marzahn-Hellersdorf existieren bereits 37 Stolpersteine. Die für Arthur und Frida Weisbrodt (geb. Fischer) werden am 23. September um 10.30 Uhr in der Greifswalder Straße vor der Hausnummer 49 verlegt. Gegen 10.55 Uhr bekommt dann auch Karl Vesper im Briesener Weg 170 eine Gedenktafel.

 

In einer Pressemitteilung heißt es, den Initiatoren – allen voran Dr. Uwe Klett und Dagmar Poetzsch – sei es angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Bundesrepublik besonders wichtig, daran zu erinnern, dass Demokratie immer wieder neu gelebt und verteidigt werden müsse. Die Stolpersteine werden vom Ortsverband Mahlsdorf/Kaulsdorf der Partei Die Linke, der Ortsgruppe der Volkssolidarität und dem DGB-Kreisverband Ost gespendet sowie aus Spendengeldern des Bezirksmuseums finanziert.  

 

Informationen zu den Personen

 

Arthur Kurt Paul Weisbrodt wurde am 23. September 1909 in Rummelsburg bei Berlin geboren. Von Beruf war er Optikermeister. Seit 1920 war er in einer kommunistischen Kindergruppe aktiv, 1923 dann Mitglied im Kommunistischen Jugendverband und ab 1929 in der KPD. Ab 1933 war er als Meldekurier für die „Rote Hilfe“ und als Geldkurier in ganz Deutschland unterwegs. In diesem Zusammenhang wurde erstmals verhaftet und zu sieben Jahren Zuchthaus verurteilt. Von 1941 bis 1944 arbeitete Arthur Weisbrodt als Mechaniker in der Firma Helmuth Riedel Apparatebau (Rüstungsproduktion) in Berlin. In dieser Zeit entstand ein Kontakt zur Gruppe um Anton Saefkow (Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation). In der Folge leistete er erneut illegale Widerstandsarbeit gegen den nationalsozialistischen Staat. Arthur Weisbrodt wurde am 12. Juli 1944 verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt. Er wurde am 6. November 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet.

 

Seine Mutter Frida Weisbrodt, geb. Fischer, wurde am 5. Oktober 1881 in Großenhain geboren und arbeitete in einer Zigarettenfabrik. Sie war zunächst in der SPD, dann in der USPD und spätestens seit 1920 in der KPD tätig. Später engagierte sie sich in der „Roten Hilfe“ und versteckte vor und nach der Verhaftung ihres Sohnes Arthur 1934 von der Gestapo Gesuchte. Im April 1933 wurde sie dafür kurzzeitig verhaftet. Ihr kommunistischer Hintergrund war zudem Begründung für die Ablehnung eines Gnadengesuches für den Sohn.

Sie überlebte den Zweiten Weltkrieg und verstarb am 11. April 1969 eines natürlichen Todes.

 

Karl Vesper wurde am 17. Mai 1883 in Berlin geboren und war gelernter Rohrleger und Monteur. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges engagierte er sich als Lichtenberger Vorsitzender im „Internationalen Bund der Opfer des Krieges“. Seit 1921 war er Mitglied der USPD und seit 1925 Hauptkassierer in der KPD. Im Widerstand gegen den Nationalsozialismus organisierte er den Druck und die Verteilung von Flugblättern der „Roten Fahne“ sowie anderer Schriften. Zudem beherbergte er politische Verfolgte. Karl Vesper wurde am 8. November 1933 verhaftet und im Berliner Konzentrationslager Columbia am 27. November 1933 ermordet.

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