Junge Mahlsdorfer bauen Bänke für den Berliner Balkon

Seit ziemlich genau einem Jahr fehlt das hölzerne Wahrzeichen auf dem Berliner Balkon. Der Bezirk hatte die stark beschädigten Bänke und Skulpturen abmontieren müssen, weil sie ein Sicherheitsrisiko darstellten. Jetzt gibt es immerhin wieder Sitzgelegenheiten an dem Lieblingsort vieler Mahlsdorfer. Zu verdanken ist das fünf Teenagern aus dem Kiez. Sie haben drei Bänke gebaut und am letzten Samstag im September aufgestellt – diesmal sogar mit offizieller Erlaubnis.

Hängt nur auf Social Media rum, ist arbeitsscheu, ungeduldig, viel zu fordernd und egozentrisch – diese und viele weitere Vorurteile über die Generation Z halten sich hartnäckig unter vielen Erwachsenen, vor allem den Babyboomern. Gegenbeispiel gefällig?! Getreu dem Motto „Machen statt Meckern“ haben sich Moritz (17), Malte (18), Nick (18), Max (18) und Dominik (18) aus Mahlsdorf zusammengetan und einfach selbst für die fehlenden Sitzmöbel am Aussichtspunkt des Barnimhangs gesorgt.

 

Die Aktion war von langer Hand geplant und schon der zweite Versuch der Clique, die Aufenthaltsqualität am Standort der einstigen Mahlsdorfer Bockwindmühle zu verbessern. Mitte Dezember hatten sie dort ohne Genehmigung eine selbst gezimmerte Bank aufgestellt. Doch schon nach wenigen Wochen war das gute Stück wieder verschwunden. „Wir haben uns dann überlegt, wie unsere Arbeiten vielleicht ein bisschen länger als einen Monat stehen. Es war klar, dass da nichts an irgendwelchen offiziellen Stellen vorbeiführt“, berichtet Moritz, der eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker macht und schon als Kind gern mit seinem Vater im Garten gewerkelt hat.

 

Also setzten sich die jungen Männer mit der Mahlsdorfer Abgeordneten Katharina Günther-Wünsch (CDU) in Verbindung. Erst einmal passierte eine Weile nichts. Nach der Wiederholungswahl stellte die dann aber den Kontakt zur neuen Bezirksbürgermeisterin Nadja Zivkovic (CDU) her. Zum Treffen Ende August kamen Moritz und seine Freunde top vorbereitet. „Wir hatten ein paar Mappen erstellt, um zu veranschaulichen, wie wir uns das Ganze vorstellen. Das fand Frau Zivkovic gut.“ Nach der Klärung einiger Details mit einem Tischler konnte sich die Gruppe an die Arbeit machen.

 

Mit Unterstützung von Moritz‘ Vater Christian und Nachbar Lutz, die beide auch das Holz zur Verfügung stellten, wurde schließlich gesägt, gehobelt, geschnitten, geschliffen und das ganze Projekt so weit vorbereitet, dass Füße und Sitzflächen der Bänke nur noch vor Ort zusammengeschraubt werden mussten. Für festen Halt im Boden sorgen Betonfundamente. Dass die neuen Sitzmöglichkeiten rege genutzt werden, steht außer Frage. Bleibt nur zu hoffen, dass die Leute auch sorgsam damit umgehen.

 

„Leider gibt es hier viel Vandalismus“, weiß Nick. Als die beliebte Holzkonstruktion wegen der ständigen Beschädigungen von einem Tag auf den anderen vom Berliner Balkon verschwand, blutete vielen das Herz – auch den fünf jungen Mahlsdorfern, die sich hier schon als Grundschulkids regelmäßig getroffen haben, um gemeinsam abzuhängen. Der Vorteil sei, dass es keine direkten Anwohner gebe. „Also stört man auch keinen“, sagt Dominik. Außerdem ist der Ausblick genial, was den Platz zu einer gefragten Silvester-Location macht.

 

Die Aufenthaltsqualität ließe sich aber sicher noch verbessern, meint auch das Bezirksparlament. Geht es nach den Verordneten, soll ein Neugestaltungskonzept für den Barnimhang her. Ein entsprechender Antrag wurde im Sommer 2022 mehrheitlich beschlossen. Ob und wann das Vorhaben umgesetzt wird, ist unklar. Moritz, Malte, Nick, Max und Dominik wollten jedenfalls nicht so lange warten. Auch ein Stehtisch oder ein Pavillon kämen hier gut, finden die fünf. Außerdem sollte es mehr Mülleimer geben, merkt Nick an. „Der eine hier ist schnell voll und dann liegt alles auf dem Boden.“

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