Mahlsdorfer Fitnessstudio-Chefin sauer auf Berliner Senat: „Man lässt uns am langen Arm verdursten“

Melanie Dübel wäre bereit. Die Inhaberin des Clever fit-Fitnessstudios am Hultschiner Damm hat umgeräumt und die Trainingsgeräte allesamt mehrere Meter voneinander entfernt platziert, am Empfangstresen eine durchsichtige Plastikwand installiert und mehrere Desinfektionsmittel-Spender aufgestellt. Sport getrieben darf in dem Studio trotzdem nicht. Denn bislang hat der Berliner Senat weder einen Zeitplan noch eine Aussicht auf Wiedereröffnung nach der Corona-Zwangspause für Fitnessstudios aufgestellt. Und das macht Melanie Dübel sauer: „Bei allem Verständnis für das Herunterfahren des öffentlichen Lebens und die langsame und kontrollierte Rückkehr zur Normalität – aber uns Fitnessstudio-Betreiber lässt man in Berlin am langen Arm verdursten.“ Bereits mehrfach fragten sie und andere Kollegen aus dem ganzen Stadtgebiet bei der Senatskanzlei an, ob es denn zumindest Pläne für eine Wiedereröffnung gäbe. Die Antworten waren laut Dübel Standardmails ohne Aussagekraft. „Wir fühlen uns vom Senat allein gelassen, hängen völlig in der Luft.“

Denn in anderen Bundesländern wie NRW oder Hessen ist der Besuch von Fitnessstudios unter der Beachtung der Hygienevorschriften längst wieder erlaubt. Zudem ist seit Anfang der Woche der Trainingsbetrieb im Freien für Kleingruppen in Vereinen wieder erlaubt, Berlins Freibäder öffnen am 25. Mai und auch kontaktlose Wettkämpfe sollen ab kommender Woche wieder möglich sein. Dazu kommen geöffnete Restaurants, Spielplätze oder Museen. „Warum ist der Besuch beim Friseur erlaubt und der Besuch bei uns im Studio trotz der zahlreichen Abstandsmaßnahmen nicht? Wie viel höher ist das Ansteckungsrisiko bei uns im Studio als in einem Baumarkt?“, fragt ein Kollege von Melanie Dübel aus Pankow in einem Schreiben. Dem Gegenargument, wonach es im Fitnessstudio schließlich nur um nicht lebensnotwendigen Spaß gehe, widerspricht die Mahlsdorferin energisch. „Gerade hier in unserem Ortsteil wollen die Wenigsten den klassischen Muskelaufbau betreiben. Den meisten Kunden gehts um den Erhalt ihrer Fitness oder die Fortsetzung von Reha-Übungen. Und wie wichtig ein funktionierendes Immunsystem ist, steht außer Frage.“ Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es gestern Nachmittag. Innensenator Andreas Geisel (SPD) stellte Lockerungen für Fitnessstudios zumindest in Aussicht, der Senat wolle bei seiner nächsten Sitzung am 26. Mai einen Fahrplan erarbeiten.

Wie lange Melanie Dübel noch durchhalten kann, ist unklar. Jeden Monat muss die 44-Jährige, die das Studio mit ihrem Mann betreibt, eine fünfstellige Summe für den Unterhalt ihres Unternehmens aufbringen, für Miete, die Geräte-Leasingrate, Solarium-Miete, Gema und weiteres. „Ich kann mich nur bei unseren vielen vielen Kunden bedanken, dass sie uns in den vergangenen beiden Monaten trotzdem mit ihren Beiträgen unterstützt haben. Nur ein kleiner Teil hat das bereits gezahlte Geld wieder zurückgebucht. Ohne dieses Verständnis und diese Solidarität müsste ich aufgeben.“ Vier Angestellte musste sie in Kurzarbeit schicken, vier freie Mitarbeiter verdienen derzeit nichts. Deshalb geht Melanie Dübels Appell direkt an den Regierenden Bürgermeister: „Lieber Michael Müller, bitte öffnen sie sofort die Fitnessstudios!“

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