Zwischen 250 und 400 Wildschweine leben im Bezirk Marzahn-Hellersdorf, ein nicht unerheblicher Teil dürfte auch des Öfteren in Mahlsdorf unterwegs sein. Doch das sind zu viele – gerade unter dem Augenmerk der rasanten Ausbreitung der afrikanischen Schweinepest. Um diese einzudämmen, wurden seit dem 1. April im Stadtjagdbezirk Köpenick (dazu gehören Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg und Treptow-Köpenick) bislang 161 Wildschweine erlegt, eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Jahren. Das geht aus der Beantwortung einer Anfrage des AfD-Bezirksverordneten Rolf Keßler durch die zuständige Stadträtin Nadja Zivkovic (CDU) hervor.
Was kaum bekannt ist: Die Jäger erhalten Abschussprämien – und um diese gibt es nun Behördenstreit. Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf lobte im Herbst 2019 das „Kopfgeld“ für Wildschweine in Höhe von 100 Euro aus. Dies berücksichtigte laut Zivkovic die Kosten für Trichinenuntersuchung, Munition, Fahrzeug, Waffe und insbesondere die geringen Erlöse aus dem Verkauf des Wildfleisches. „Diese Höhe der Abschussprämie war den Jägern große Motivation für eine verstärkte Bejagung“, so die Stadträtin. Allerdings grätschte die Senatsverwaltung für Verbraucherschutz dazwischen und bat die Bezirke, eine aus Gründen der stadtweiten Einheitlichkeit Abschussprämien-Tabelle des Landesforstamts „Berliner Forsten“ zu übernehmen. „Dem ist der Bezirk Marzahn-Hellersdorf widerwillig nachgekommen“, so Nadja Zivkovic. Denn die Prämie der „Berliner Forsten“ sind viel geringer. Für Frischlinge erhalten die ehrenamtlichen Stadtjäger 20 Euro, für Bachen zwischen 50 und 80 Euro und Keiler 40 Euro. Laut Zivkovic sei dies keine Motivation für die Jäger.
„Nur durch viele Gespräche und die Unterstützung mit Ausrüstungsgegenständen durch das Bezirksamt konnten die Amtstierärzte der Bezirke Treptow-Köpenick und Marzahn-Hellersdorf die Stadtjäger auch unter den derzeit ungünstigen finanziellen Bedingungen für eine Weiterführung der intensiven Bestandsreduzierung beim Schwarzwild gewinnen“, so Nadja Zivkovic. Und weiter: „Die Berliner Jägerschaft ist hoch motiviert, sich aktiv in die Tierseuchenprophylaxe einzubringen, und damit ein wichtiger Partner der bezirklichen Veterinär- und Lebensmittelaufsicht. Dies sollte finanziell auch besser honoriert werden“.