„Mensch, es war irre schön mit euch!“ – Frank Schöbel denkt offen über Karriereende nach

2022 ist für den in Mahlsdorf lebenden Sänger Frank Schöbel ein besonderes Jahr. Er beging im April sein 60-jähriges Bühnenjubiläum, wurde im Sommer beim Schlagerhammer in den Gärten der Welt für sein Lebenswerk ausgezeichnet und feiert im Dezember 80. Geburtstag. Ende September hat der Musiker seine neue Autobiografie „Danke, liebe Freunde!“ herausgebracht. Darin gibt er ganz private Einblicke, lässt seine bemerkenswerte Karriere Revue passieren und deutet den Abschied vom Rampenlicht an.

 

„Danke, liebe Freunde!“ ist bereits die zweite Autobiografie des 79-Jährigen. In der 352 Seiten dicken Publikation beantwortet Schöbel 366 Fragen über sein Leben auf und abseits der Bühne. Wer schon immer mal wissen wollte, ob es die Stasi jemals bei ihm versucht hat, wie gut er heute mit seinen Ex-Frauen klarkommt, was er im Alter fürchtet, wie es in seinem Garten aussieht, ob er an Gott glaubt, mit wem er gern unterm Apfelbaum säße, wofür er Geld ausgeben würde und warum er ziemlichen Respekt vor Hunden hat, findet die Antworten darauf im Buch.

 

Erster Filmkuss und beschwipster Stasi-Chef

Mal heiter, mal nachdenklich erzählt der einstige „Sunnyboy des Ostens“ zahlreiche Anekdoten. Unter anderem berichtet Frank Schöbel von einer Kuss-Szene mit Eva-Maria Hagen und Anna Prucnal in seinem ersten Film „Reise ins Ehebett“ („Ich hatte mir vorher bestimmt fünfmal die Zähne geputzt.“) und von Auftritten seiner Band bei drei Meisterfeiern des BFC Dynamo, dem Lieblingsclub von Stasi-Chef Erich Mielke: „Während wir sangen, turnte Mielke auf dem Tanzparkett immer mit einem Mikrofon rum. Er war leicht, manchmal auch mittel, meist schwer angetüdelt“, erinnert sich der Künstler. Er persönlich hält es nicht so mit dem BFC, sondern fiebert mit Union mit. Ansonsten drückt der gebürtige Leipziger noch RB, Rostock, Halle, Jena, Magdeburg, Zwickau, Dresden sowie Chemie und Lok Leipzig in den jeweiligen Ligen die Daumen.

 

F wie fußballbegeistert

Um Fußball geht es in Schöbels Autobiografie neben der Musik ohnehin viel. Mit Kicken hält sich „Fränky“ schließlich bis heute fit. Er spielt bei Eintracht Mahlsdorf in der Ü70. Trainiert wird immer mittwochs. Danach geht es ins Fitnesscenter und in die Sauna. Über die „alten Säcke“ schreibt er: „Etwas über zwanzig Fußballer sind wir, fünf Sportfreunde sind zurzeit über achtzig. Die hau’n sich noch hin, da stehen andere in diesem Alter nicht mehr auf.“ Bald müsste eine Ü80 aufgemacht werden. „Das Dumme ist, wir finden kaum noch Gegner, die meisten sitzen zu Hause auf der Couch, trinken Bier oder sind tot.“

 

Traumhaus aus Holz

Die Leserinnen und Leser erfahren auch, dass sich der Musiker mit dem Eigenheim in Mahlsdorf einen Jugendtraum erfüllt hat. Seine Tante lebte in einem Holzhaus in Tirol. Er habe sich dort immer sehr wohl gefühlt, verrät er. „Die Luft ist anders, kein Beton, absolut Natur. Das fühlt sich immer wie Urlaub an.“ Vor 25 Jahren bauten ihm vier Finnen, „die kaum redeten“, sein eigenes Holzhaus. „Beim Einzug, am 23. Dezember 1997, Aurora und ich waren inzwischen geschieden, war ich überglücklich und freute mich wie ein kleines Kind. Was da steht, bin ich. Was drin ist, ist mein Geschmack.“

 

Der Ausnahmekünstler will sich leise verabschieden

Frank Schöbel gilt als einer der erfolgreichsten Künstler der DDR. Er gastierte in 23 Ländern und erhielt zahlreiche Preise, spielte sich im DEFA-Streifen „Heißer Sommer“ (1968) in die Herzen des Publikums, landete Hits wie „Gold in deinen Augen“ und „Wie ein Stern“ und komponierte Songs für etliche Größen der Musikbranche. Komplett durch die Decke ging sein Album „Weihnachten in Familie“. Das hatte er 1985 zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin Aurora Lacasa und den gemeinsamen Töchtern aufgenommen. Die Platte wurde die meistverkaufte LP in der Geschichte der DDR. Im Gegensatz zu vielen anderen Kolleginnen und Kollegen aus dem Osten gelang es Schöbel, seine einzigartige Karriere auch nach der Wende fortzusetzen. 

Jetzt deutet er seinen Rückzug aus dem Showgeschäft an. Im Nachwort seiner Autobiografie heißt es: „Irgendwann werfe ich das Handtuch. Ich werde mich dann ganz leise und herzlich verabschieden, weil ich nicht auf der Bühne sterben will, auch wenn ich das mal gesagt habe. – Mensch es war irre schön mit euch!“

 

Danke, liebe Freunde!

Die Autobiografie von Frank Schöbel mit Herz und Haltung

Verlag: Bild und Heimat

Seitenzahl: 352

ISBN: 978-3-95958-329-9

Preis: 26,99 €

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