Nach Jahren des Booms: Auch in Mahlsdorf weniger Wohnungsbaugenehmigungen

Hohe Baukosten, steigende Zinsen, fehlende Fachkräfte und mitunter langwierige Genehmigungsprozesse bremsen in Berlin den Wohnungsneubau aus. Marzahn-Hellersdorf bildet da keine Ausnahme. Für lediglich 70 Wohnungen hat der Bezirk in den vergangenen drei Monaten grünes Licht gegeben. Setzt sich dieser Trend bis Jahresende fort, wäre das im Vergleich zu 2022 ein Rückgang der Baufreigaben um 75 Prozent. Vor allem private Bauherren legen Projekte erst einmal auf Eis, weil diese derzeit finanziell kaum zu stemmen sind. Das haben die für Stadtentwicklung zuständige Bezirksstadträtin Juliane Witt (Linke) und ihr Team kürzlich bei einem Pressegespräch berichtet und dabei auch Zahlen für Mahlsdorf geliefert.

Was in den letzten Jahren im Siedlungsgebiet gebaut wurde, ist enorm“, sagt Philipp Trögel, der die bezirkliche Wohnungsbauleitstelle verantwortet. Von den 2.251 genehmigten Ein- und Zweifamilienhäusern in Mahlsdorf wurden zwischen 2011 und 2022 bereits 1.614 Wohneinheiten fertiggestellt. Die bezirkliche Infrastrukturplanung hat dieser Bauboom vor besondere Herausforderungen gestellt – gerade was Kita- und Schulplätze angeht. Obwohl auch in Mahlsdorf in den zurückliegenden Jahren mehrere neue Kindertagesstätten entstanden sind (u. a. Pilgramer Straße, Bütower Straße, Stralsunder Straße), gilt die Region weiterhin als unterversorgt.

 

Noch angespannter aber ist die Schulplatzsituation. Zuletzt hatten Eltern von sechs Grundschulen in Mahlsdorf, Kaulsdorf und Biesdorf Anfang Februar einen Brandbrief an den Senat geschrieben. Die Raumnot wäre wohl nicht so akut, hätte der Senat den vom Bezirk angemeldeten Bedarf zusätzlicher Grundschulplätze rechtzeitig anerkannt. Warum das im Siedlungsgebiet nicht geschehen ist, dazu hat Juliane Witt eine Theorie: „Viele Menschen haben ihre Grundstücke geteilt und zur Hälfte veräußert.“ So seien an allen Ecken und Enden neue Einfamilienhäuser entstanden und Familien eingezogen. Anders als bei großen Geschosswohnungsbauprojekten sei diese Entwicklung offenbar zu lange unterm Radar der Senatsbildungsverwaltung gelaufen. Und da zusätzliche Schulplätze nicht mal eben so aus dem Boden gestampft werden können, dauert es noch bis zur echten Entlastung. Voraussichtlich im Herbst 2024 soll die neue Grundschule an der Elsenstraße eröffnen und Ende der 2020er Jahre die Gemeinschaftsschule in der Landsberger Straße.

 

Der Bevölkerungszuwachs in Mahlsdorf hält indes weiter an. Hendrik Keßlau, Leiter des Stadtentwicklungsamts, rechnet damit, dass ein Großteil der bereits genehmigten Wohnungen auch realisiert werde: „Wir sind kein Spekulationsbezirk.“ Die Umsetzungsquote liege bei 85 bis 90 Prozent. An der Neuenhagener Straße in Mahlsdorf-Nord zum Beispiel laufen derzeit die Bauarbeiten für 26 Wohnungen in sieben Stadtvillen und in der Schongauer Straße sollen bis Ende 2023 insgesamt 15 Eigentumswohnungen und vier Townhäuser bezugsfertig sein.

Keßlau geht allerdings nicht davon aus, dass in 2023 noch viele Bauanträge für Doppel- und Einfamilienhäuser hinzukommen. Dieser Sektor sei ziemlich eingebrochen. Auch private Investoren mit Mehrgeschosswohnungsbau hielten sich zurück. Neue Projekte seien nur angeschoben worden, wenn die Finanzierung schon längst geklärt war und Verträge mit Baufirmen noch zu guten Konditionen geschlossen werden konnten.

 

Zur letzten großen Brache in Mahlsdorf, dem Parler Feld am Hultschiner Damm, konnte Stadträtin Juliane Witt keine Neuigkeiten vermelden. Es handelt sich dabei um eines der Projekte, für die der Bezirk ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet hat, um eine ungesteuerte Nachverdichtung nach dem „Lückenschluss-Paragrafen“ 34 im Baugesetzbuch zu verhindern. „Es ist ein sehr großes Gelände mit sechs privaten Besitzern und dem Land Berlin als weiterem Eigentümer. Unser Ziel ist hier eine geordnete städtebauliche Entwicklung“, erklärt Witt. Wegen etlicher ungeklärter Fragen mit den Grundstückseignern gebe es momentan keinen Fortschritt bei dem Vorhaben.

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