
Die meisten Fotografen hatten ihre Kameras schon auf die Spielerbank von Eintracht Mahlsdorf gerichtet – bereit, den Aufstiegsjubel einzufangen. Doch es kam anders. Wenige Augenblicke später feierte nicht Lila-Weiß, sondern der BFC Preussen vor heimischer Kulisse. Der letzte Angriff des Spiels hatte die Entscheidung zugunsten der Lankwitzer gebracht – ein Treffer, der nicht hätte gegeben werden dürfen. Das jedenfalls legen mehrere Videobilder nahe. Doch der Linienrichter sah den Ball hinter der Linie und ließ damit die Träume der Mahlsdorfer von Meisterschaft und Aufstieg noch in letzter Sekunde platzen.
Eintracht Mahlsdorf war mit der besseren Ausgangsposition zum Meisterschaftsfinale ins Preussenstadion gereist. Ein Unentschieden hätte der Mannschaft von Cheftrainer Karsten Heine für den Triumph gereicht. Es war alles angerichtet für ein wahres Fußballfest: großer Showdown, sommerliche Temperaturen und knapp 2.500 Fans auf den Rängen. Wegen langer Schlangen am Einlass wurde die Begegnung eine Viertelstunde später angepfiffen.
Preussen begann druckvoller und hatte in der Anfangsphase die größte Chance durch Magalhaes, der den Ball per Kopf an die Latte beförderte. Nach diesem Weckruf kam Eintracht häufiger gefährlich vors gegnerische Tor. Echte Hochkaräter blieben aber bis zum Halbzeitpfiff Mangelware.
Den besseren Start im zweiten Durchgang legte Mahlsdorf hin und hätte spätestens in der 70. Minute durch Valentin Rode in Führung gehen müssen. In der letzten Viertelstunde häuften sich dann noch mal die Offensivaktionen der Preussen. Eintracht ließ sich zu sehr hinten reindrücken. Kurz vor Schluss parierte Paul Büchel in Handball-Goalie-Manier herausragend gegen Patrick Breitkreuz. Doch nicht der Mahlsdorfer Schlussmann, sondern Preussen-Verteidiger Lenny Stein wurde zum Matchwinner. Aus etwa 16 Metern knallte Berlins Amateurfußballer des Jahres 2024 in der fünften Minute der Nachspielzeit den Ball an die Unterkante der Latte, der von dort auf den Boden und weg von Büchels Kasten prallte. Der Schuss erinnerte stark an das umstrittene Wembley-Tor im WM-Finale 1966 – und auch diesmal entschied das Schiedsrichter-Gespann auf Treffer – zum Entsetzen der Mahlsdorfer. Beim BFC brachen danach alle Dämme. Die Zuschauer stürmten den Platz. Die Partie wurde nicht wieder angepfiffen. Zwischenzeitlich gerieten gegnerischen Fans aneinander.
Für Eintracht Mahlsdorf war es nach dem verlorenen Pokalfinale gegen den BFC Dynamo die zweite ganz bittere Pleite innerhalb einer Woche. Jetzt heißt es, Wunden lecken, Kraft in der Sommerpause tanken und in der nächsten Saison wieder angreifen.
