Streng angeordnet, staatstragend gekleidet, sitzen 50 Diplomaten ohne Regung im Kreis in einem prunkvollen Verhandlungssaal. Ein Schaubild der Symmetrie. Unter dem Foto dieser hochoffiziellen Runde steht der Satz: „Mahlsdorfer, wenn sie darüber diskutieren, welche die beste Cocktailbar vor Ort ist.“ Ein Bild weiter sieht der Betrachter einen Pulk älterer Herren in Anzügen, Hemden und Krawatten, die wüst auf einander einschlagen. Chaos pur. Auch hier ein Bildkommentar: „Mahlsdorfer, wenn sie darüber diskutieren, welcher der beste Grieche vor Ort ist.“
Solche und zahlreiche weitere sogenannte Memes veröffentlicht in halbwegs regelmäßigen Abständen der Instagram-Account „berlinmahlsdorf_memes“. „Memes entstehen aus Bildern, Videos, Blogs, Texten oder ganzen Webseiten, die sich wie Lauffeuer über das Internet verbreiten“, so die Website „DigitalWiki“. Und weiter: „Dabei handelt es sich in der Regel um aussagekräftige Motive, die mit einem Text kombiniert werden – und so neue Bedeutungen erhalten.“ Und eben genau das macht der Mahlsdorfer Instagram-Account, einige der besten Memes zeigen wir am Ende des Artikels in der Galerie. Der Account erfreut sich rasant wachsender Beliebtheit, mehr als 350 Follower sind bereits an den kreativen Posts interessiert, derzeit wird jedes Meme rund 100 Mal geliked.
Erstellt und veröffentlicht werden die Mahlsdorfer Memes von Oliver, seinen Nachnamen möchte der 31-Jährige nicht veröffentlicht wissen. Seit 1996 lebt er im Ortsteil, beruflich ist er im Eisenbahnverkehrswesen aktiv. Vor zwei Jahren rief er den Account „deutschebahn_memes“ ins Leben – mittlerweile lachen dort mehr als 14.000 Menschen über Olivers Memes aus dem Alltag der Deutschen Bahn. „Vor ein paar Monaten wollte ich auch mal andere Themen in Angriff nehmen. Ich hatte die Idee, einen Schritt kleiner zu denken und nur Mahlsdorf zu betrachten. Es ist mir egal, ob das zehn oder 100 Leute sehen, sobald nur eine andere Person darüber lachen kann, hat sich die Mühe gelohnt“, so der Meme-Ersteller gegenüber „Alles Mahlsdorf“. Hat er ein witziges Thema entdeckt, sucht er im Internet nach passenden Bildern (meist Comics oder Filmausschnitte) und legt per Fotobearbeitungsprogramm einen kreativen Kurz-Text auf das jeweilige Foto.
Seine Inspiration schöpft Oliver aus seinem 25-jährigen Leben in Mahlsdorf und der Leichtigkeit, die Probleme des Ortsteils auch mal etwas weniger ernst zu sehen. „Wenn man viele negative Aspekte, wie etwa das ewig lange Warten auf die Verkehrslösung Mahlsdorf gemeinsam mit einem Augenzwinkern betrachten kann, so fällt es einem viel leichter damit umzugehen und man begegnet Schwierigkeiten mit mehr Gelassenheit.“ Ein beispielhaftes Lacher-Meme ist dafür etwa jenes von Anfang September über die Ampel an der Kreuzung Hultschiner Damm/Rahnsdorfer Straße. In diesem heißt es: „1996: „Ich wette, in der Zukunft gibt es fliegende Autos“ 2021: Ein Screenshot des Alles Mahlsdorf-Artikels mit der Überschrift „Nach einem Vierteljahrhundert planen und bauen: Ampel in Mahlsdorf endlich fertig“.“