Die sogenannte Verkehrslösung Mahlsdorf, über die seit fast einem Vierteljahrhundert diskutiert wird, nimmt weiter Form an. Immerhin 2,6 Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren für die Planungen ausgegeben. Derzeit befinden sich sowohl die geplante neue Straßenverbindung „An der Schule“ als auch der Neu- und Ausbau der Straßenbahn im Ortskern Mahlsdorf in verschiedenen Stadien des formellen Planfeststellungsverfahrens. Trotz laufender politischer Diskussionen stehen die nächsten Schritte bereits an. „Alles Mahlsdorf“ zeigt den aktuellen Stand.
Die Straße „An der Schule“ befindet sich seit 2023 im Planfeststellungsverfahren. Laut Senatsverwaltung für Verkehr ist das Verfahren „weit fortgeschritten“ und aktuell bei der Anhörungsbehörde, die die Erwiderungen auf Erörterungsfähigkeit prüft und den Erörterungstermin vorbereitet. Die Verwaltung unterstreicht über ihre Sprecherin Petra Nelken gegenüber „Alles Mahlsdorf“, dass es sich um ein „hoheitliches und formalisiertes Verwaltungsverfahren“ handelt, das auf fachlichen Grundlagen beruht und die Unabhängigkeit der Behörden sichern soll.
Parallel läuft das Projekt zum zweigleisigen Ausbau der Straßenbahnlinie 62 vom Bahnhof Mahlsdorf. Die Planfeststellungsunterlagen wurden am 21. November 2024 eingereicht und werden aktuell überarbeitet, um die sogenannte Auslagefähigkeit zu erreichen (öffentlich ausgelegte Unterlagen). Laut Nelken sollen diese Unterlagen im November vollständig bei der Anhörungsbehörde vorliegen – erst dann folgen die nächsten Schritte. Seit Vorplanung sind rund 2,6 Millionen Euro Kosten angefallen.
Neben dem technischen Verfahren sorgt das Projekt zunehmend auch politisch für Konflikte. So berichten Zeitungen, dass im Frühjahr 2025 die Fraktionen von CDU und SPD im Bezirk einen Antrag eingereicht hätten, wonach die Tram-Trasse nicht durch die Hönower Straße führen solle, sondern stattdessen über die Straße „An der Schule“. Das zentrale Argument: Man wolle nicht etwa „10 000 Autos pro Tag“ an einer Schule vorbei- und damit Kinder und Anwohner belasten lassen. Eine Entscheidung über einen Abbruch wurde (noch) nicht getroffen. Die Senatsverwaltung hält an der bisherigen Vorzugsvariante mit der Hönower Straße fest: Eine Abkehr würde eine neue Kosten-Nutzen-Analyse erfordern – und damit das Risiko bergen, Fördermittel des Bundes zu verlieren. Ein weiterer Artikel der Berliner Zeitung vom Juli 2025 spricht von einem „Endlosprojekt“ mit neuem Zeitplan – unter der Voraussetzung, dass keine Klagen oder Variantenänderungen das Verfahren erneut verzögern.
Der Hintergrund: Die Tram der Linie 62 fährt heute noch eingleisig durch die Hönower Straße – was nur einen 20-Minuten-Takt zulässt und die Umsteigequalität am Bahnhof Mahlsdorf behindert. Der zweigleisige Ausbau ist nur möglich, wenn zuvor die neue Straßenverbindung „An der Schule“ den Autoverkehr umleitet und Platz schafft für die Tram. Verzögerungen bei einem Teilprojekt verzögern damit das Gesamtvorhaben. Für viele Bewohnerinnen und Bewohner, die sich seit Jahren eine Entlastung des Ortskerns und bessere ÖPNV-Anbindung wünschen, bleibt die Situation eine Geduldsprobe. Die Verfahren sind komplex, verbindlich und langwierig – gleichzeitig wächst der Druck durch Baustellen, heruntergewirtschaftete Infrastruktur und neue Wohngebiete. Während die Verwaltung auf Ruhe und Verfahren setzt, wächst im Ortsteil die Forderung nach sichtbaren Ergebnisfortschritten. Der politische Widerstand gegen die Trassenführung zeigt, wie schwierig die Balance ist zwischen technischer Machbarkeit, Fördervorgaben und lokalen Interessen.
Die Verkehrslösung Mahlsdorf ist ein seit Jahrzehnten diskutiertes Infrastrukturkonzept im Osten Berlins. Ziel ist die Entlastung des stark belasteten Ortskerns Mahlsdorf – insbesondere um den Hultschiner Damm, die B1/B5 und den Bahnhof Mahlsdorf.
Die Kernmaßnahmen:
• der zweigleisige Ausbau der Straßenbahnlinie 62, um eine bessere Verbindung zwischen Mahlsdorf und Köpenick zu schaffen,
• der Neubau der Straße „An der Schule“, die den Autoverkehr aus dem Zentrum verlagern und die Straßenbahntrasse freimachen soll.
Die bisherigen Planungen wurden mehrfach überarbeitet, unter anderem wegen Einwendungen von Anwohnerinnen und Anwohnern und politischen Änderungsforderungen. Der aktuelle Zeitplan sieht den Baubeginn nicht vor 2028, die Inbetriebnahme frühestens 2030 – sofern keine neuen Verzögerungen eintreten.