So war 2021 für mich: Fünf ganz persönliche Mahlsdorfer Jahresrückblicke

Wie schon im vergangenen Jahr hat der Kampf gegen das Coronavirus auch 2021 weltweit geprägt, zudem gab es herausragende Ereignisse. Die USA haben Donald Trump abgewählt, in Deutschland endete die Ära Merkel, im Ahrtal wütete die schreckliche Flutkatastrophe, Soldaten verließen das leidgeplagte Afghanistan. Ein (mal wieder) besonderes Jahr geht dem Ende zu. Nicht nur hinter der großen Weltgeschichte, auch hinter uns, hinter Mahlsdorf und seinen Bewohner:innen liegen bewegende, aufregende, freudige und manchmal auch sehr ernüchternde Momente. Wir lassen fünf von ihnen in persönlichen Jahresrückblicken auf 2021 zurückschauen.

Reinhard Lau: Der Vater und Gesamtelternsprecher

Reinhard Lau (links), erhielt in diesem Jahr vom damaligen Schulstadtrat Gordon Lemm den Schulpreis

Insgesamt war es ein durchwachsenes Jahr. Gerade der Beginn des Jahres war durch die Komplettschließungen der Schulen sowie den darauffolgenden Wechselunterricht schwierig. Nicht selten kochten die Emotionen  von Mamas oder Papas hoch, Eltern ließen Dampf bei Lehrern ab, zum Teil mit Dingen für die die Schule gar nichts konnte, etwa Quarantäneregelungen. In meiner Funktion als Elternsprecher der Mahlsdorfer Grundschule habe ich viele Stunden pro Woche mit Emails und Telefonaten damit verbracht, zu vermitteln. Etwa wenn es darum ging, ein Kind trotz Überbelegung noch in der Notbetreuung unterzubringen.

 

Dennoch bin ich aus dieser schwierigen Zeit heraus Vielen dankbar. Vor allem den Lehrerinnen und Lehrern der Schule. Für das, was sie geleistet haben. Sie mussten viel aushalten, Unterricht plötzlich völlig anders gestalten und sich eine Menge zum Teil Unsachliches anhören – und haben durchgehalten. Ebenso danke ich der ganz großen schweigenden Mehrheit der Eltern, die die Schule unterstützt und die leider notwendigen Maßnahmen mitgetragen und unterstützt haben. Viele haben neben ihrem eigentlichen Beruf Großes geleistet und ihre Kinder zu Hause unterrichtet und sich nebenher noch im Förderverein oder den Bezirksausschüssen engagiert. Mein größtes Dankeschön gilt aber den Kindern. Für die war und ist die Situation ja besonders anspruchsvoll. Sie hatten in der ersten Jahreshälfte große Sehnsucht nach ihren Lehrern und Klassen, waren motiviert trotz des dann anstehenden Notendrucks und machen seit mehr als einem Jahr Maßnahmen wie das Maske-Tragen, das Durchlüften, die Filteranlagen oder das häufige Wegfallen von Wandertagen und Klassenfahrten mit.

 

Dank dieser drei besonderen Menschengruppen sind wir an der Mahlsdorfer Grundschule glimpflich durch das schwierige Jahr gekommen. Ich hoffe trotzdem, dass sich dies nicht noch einmal wiederholen wird und wir Schulschließungen unbedingt vermeiden können.

Mario Czaja: Der Politiker

Es war ein in jederlei Hinsicht außergewöhnliches Jahr. Als Berliner DRK-Präsident durfte ich – im engen Schulterschluss mit den anderen Hilfsorganisationen – die  Impfungen in den Impfzentren mitorganisieren. Begonnen haben wir am 27. Dezember 2020, mittlerweile haben wir in den Impfzentren, den zahlreichen Impfstätten, beim Pop-up-Impfen in diversen Einkaufszentren und mit unseren mobilen Impfteams mehr als 2,5 Millionen Impfungen in der Hauptstadt durchgeführt. Das macht mich in diesem Ehrenamt unheimlich stolz.

 

Beruflich muss ich mir manchmal die Augen reiben, wie dieses Jahr gelaufen ist. Nachdem ich das erste Interview nach meiner Nominierung zum CDU-Kandidaten für die Bundestagswahl im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf „Alles Mahlsdorf“ gegeben hatte, gab es im April einen kleinen, aber von mir durchaus erwarteten Rückschlag. Von der Berliner CDU wurde ich nicht auf einen der vorderen Plätze der Landesliste gesetzt. Damit hatte ich keinerlei Absicherung bei meinem Wunsch unsere Interessen im Bundestag zu vertreten. Das jedoch war für mich ein großer Ansporn und ein Signal an die Wähler in Marzahn-Hellersdorf. Es bedeutete: ‚Wenn ihr wollt, dass Mario Czaja eure Interessen im Bundestag vertritt, müsst ihr Mario Czaja mit der Erststimme das Vertrauen schenken‘. Dass das im September geklappt hat, ist ein Geschenk der vielen Wählerinnen und Wähler. Noch dazu in dieser Deutlichkeit. Man muss sich das mal vorstellen: Die CDU hat ihr einziges Plus nicht auf Sylt oder am Starnberger See geholt, sondern in Marzahn-Hellersdorf, wo seit der Wende keine andere Partei als die PDS bzw. die Linke den Bundestagskanditen gestellt hat. Zudem schafften einen so großen Abstand zwischen Gewinner und Zweitplatziertem nur Politiker vom Format eines Robert Habeck oder Karl Lauterbach. Besonders dankbar bin ich dabei den Bürgerinnen und Bürgern in Mahlsdorf/Kaulsdorf-Süd, in dem mich jede und jeder Zweite gewählt hat. Im November gab es dann das i-Tüpfelchen dieses politisch für mich so ereignisreichen Jahres, als mich Friedrich Merz in sein Team holte und als neuen Generalsekretär vorschlug.

 

Diese Geschwindigkeit und die Richtung, die die Entwicklung genommen hat, sind schon enorm. Im April sahen Einige schon das vorläufige Ende meiner politischen Karriere, nun bespreche ich Ende Dezember morgens mit Friedrich Merz bundespolitische Angelegenheiten und bin mitverantwortlich dafür, im Jahr 2022 vier Landtagswahlen möglichst erfolgreich zu gestalten. Mahlsdorf und Marzahn-Hellersdorf vergesse und vernachlässige ich trotz dieser verantwortungsvollen und schwierigen Aufgaben natürlich nicht. Im Gegenteil. Nun kann ich unsere Themen auf Augenhöhe mit den Verantwortlichen des Bundes besprechen. Sei es die ausreichende Finanzierung der TVO oder die Nutzung von Bundesmitteln für das Freibad. Mit meinem Team hier vor Ort bleibe ich ansprechbar für die kleinen und großen Sorgen. Mahlsdorf und unser Bezirk bleiben meine Basis, meine politische Heimat.  

Melanie Dübel: Die Unternehmerin

Melanie Dübel in ihrem "Clever fit"-Fitnessstudio am Hultschiner Damm

Das Jahr 2021 war enorm schwierig. Mein Fitnessstudio „Clever fit“ am Hultschiner Damm war das erste halbe Jahr geschlossen. Ich habe meinen Mitgliedern keine Beiträge berechnet, das kam für mich nicht in Frage. Die Kosten jedoch liefen weiter. Zum Glück kam mir aber zum Beispiel mein Vermieter entgegen und stundete Beträge. Die Perspektivlosigkeit, das Zuhause sitzen, zerrte jedoch an meinen Nerven und ich scharrte täglich mit den Füßen. Niemand konnte einem auch nur ungefähre Ausblicke geben. Nachfragen bei der Senatsverwaltung liefen ins Leere oder wurden für mich sehr ungenügend beantwortet. Was sollte ich etwa als Betreiberin eines Fitnessstudios mit der Aussage, dass man ja auch draußen Sport machen könne?

 

Finanziell hatte ich zum Glück Rücklagen gebildet, die zweite staatliche Hilfe lief lange auf sich warten, man kam sich hingehalten vor. Im Juni konnten wir dann endlich wieder öffnen. Meines Erachtens zu spät. Wir hatten viel in Hygiene investiert und ein umfangreiches Konzept. Das wissen unsere Mitgliederinnen und Mitglieder heute sehr zu schätzen, nahezu alle sind uns treu geblieben und kommen heute wieder. Das macht mich sehr glücklich und darüber bin ich unheimlich dankbar. Ich schaue jetzt positiv in die Zukunft dass uns ein weiterer Lockdown und Schließungen erspart bleiben.

Robert Pal: Der Gastronom

Robert Pal in seinem Restaurant "Zum Ziehbrunnen" am Hultschiner Damm

2021 war ein ständiges Auf und Ab. Besonders die ersten Monate waren hart, bis zum 17. Mai konnten wir nur unseren Lieferdienst „Balaton-Express“ anbieten. Mehr als 50.000 Kilometer sind wir in den sechs Monaten Schließzeit insgesamt gefahren. Ende Mai ging es dann endlich wieder bergauf. Die zu meinem Restaurant „Zum Ziehbrunnen“ gehörende Terrasse hatten wir für den Sommer coronakonform für 100 Personen mit einer Grillstation umgebaut. Was soll ich sagen, es war genau die richtige Entscheidung in der Krise zu investieren: Die Leute hatten Lust rauszugehen, auswärts zu essen, das Wetter spielte mit. Umsatztechnisch hatten wir den besten Sommer der vergangenen 20 Jahre, eine Steigerung von fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

 

Bis Ende September war die Welt also in Ordnung. Dann kam die nächste Welle und mit ihr ab Oktober die Weihnachtsfeierstornierungen. Das war schon ein hartes Brett. Ein Krankenhaus etwa sagte eine Feier für 60 Personen ab, auch andere Firmen mit mehreren Dutzend Mitarbeitern kamen nicht. Zum Glück läuft unser Hotel dank der Geschäftsleute, die Einbrüche bei den Tischreservierungen können wir durch den Lieferdienst abfangen. Am vergangenen Sonntag waren meine vier Fahrer zu 72 Fahrten unterwegs. Ich fürchte aber, gerade der Beginn des kommenden Jahres wird noch einmal schwierig, die Gastronomie ist ja das Erste was wohl wieder geschlossen werden muss.

Alexander Möller: Der Sportler

Die ersten vier Monate des Jahres waren für uns als Eintracht Mahlsdorf hart. Seit November 2020 durften wir nur eingeschränkt trainieren, mit der gesamten Mannschaft unserer 1. Herren auf den Platz zu gehen war nicht erlaubt. Natürlich wussten wir, dass wir souveräner und ungeschlagener Tabellenführer der Berlin-Liga sind und die beste Mannschaft der Saison, allerdings war die Spielzeit ja abgebrochen und keiner wusste so richtig was die Funktionäre überlegten. Umso schöner war es dann, dass wir quasi auf der Couch aufgestiegen sind. Am 15. April, Punkt 18 Uhr, veröffentlichte der Nordostdeutsche Fußballverband nach einer Präsidiumssitzung seine Aufstiegsregelung für die kommende Saison. Und die besagte: Wir, Eintracht Mahlsdorf, sind 2021/2022 in der Oberliga mit dabei. Es war ein Freitagabend, wir haben per WhatsApp, Anrufen und Videochats miteinander die Korken knallen lassen. Es war zwar schon etwas eigenartig auf diesem Wege ein so langjähriges Ziel zu erreichen und ich hätte mir gewünscht, dass wir den Aufstieg als Berliner Meister und mit Euphorie am Ende erreichen – die Vorfreude auf die neue Liga war dennoch da. 
Auch wenn in dieser ab dem Sommer noch nicht alles glatt lief, zum Beispiel dass wir noch keinen Heimsieg auf dem Rosenhag feiern konnten, so bin ich doch zufrieden. Wir sind Aufsteiger, es kamen einige neue Spieler, dazu ein neuer Trainer, da ist der sichere Mittelfeldplatz derzeit schon okay. Wir haben gesehen, dass wir mit allen Gegnern mithalten konnten und haben den damaligen Tabellenführer Rostock auf deren Platz sogar geschlagen. An viele Leistungen lässt sich anknüpfen und vielleicht geht es ja, sollte der Spielbetrieb wieder starten, im kommenden Jahr noch ein paar Plätze nach oben. Das Potenzial dazu haben wir auf jeden Fall.
 
Ich habe nach diesem Jahr aber nicht nur unsere Oberliga-Mannschaft im Blick, sondern den gesamten Verein, ich bin ja der 2. Vorsitzende. Und in dieser Funktion bin ich sehr dankbar. Eintracht Mahlsdorf hat sich unglaublich weiterentwickelt, nach dem Lockdown haben sich mehr als 200 neue Mitglieder angemeldet. Andere Vereine kämpfen gegen Schwund. Zudem haben wir so viele Menschen im Verein, die sich besonders engagieren, Dinge in die Hand nehmen, anpacken. Sei es die Neu-Gestaltung des Biergartens, das Instandsetzen des Beachvolleyballplatzes, die Medienarbeit, ein Ü70-Turnier wurde organisiert, der Kita- und Kindersport, eine Impfaktion und und und. Das ist toll und ich bin stolz darauf, auch 2022 ein Teil dieses großartigen Vereins Eintracht Mahlsdorf zu sein. 

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