Stefanie Wagner-Boysen ist in der Marzahn-Hellersdorfer Bezirksverordnetenversammlung gleichstellungs-, umwelt- und klimaschutzpolitische Sprecherin der Linksfraktion. Die gebürtige Cottbusserin war lange im Bankensektor tätig, ehe sie sich zur betrieblichen Gesundheitsmanagerin umschulen ließ. Jenseits der Politik engagiert sie sich in ihrer Freizeit unter anderem in der Elterninitiative im Kunsthaus Flora.
Welche persönliche Verbindung haben Sie zu Mahlsdorf?
Seit Januar 2016 ist Mahlsdorf meine Wahlheimat. Mein Kind geht hier in die Kita und ich habe viele tolle Menschen kennengelernt, die an meiner Seite das Ehrenamt pushen.
Wann und warum sind Sie in Ihre Partei eingetreten?
Ich bin nach den Wahlen 2016 in die Partei eingetreten, weil das gute Wahlergebnis der #NoAfd das letzte i-Tüpfelchen war, dass ich brauchte, um mich selbst mit höchstem Engagement für eine gesellschaftliche Kehrtwende einzusetzen.
Was zeichnet die Menschen hier Ihrer Meinung nach aus?
Es gibt hier eine ziemlich bunte und überraschende Vielfalt an Menschen: Gut Situierte, die gern teilen, viele, die in sehr alten Häusern wohnen, die sie zu DDR Zeiten selbst bauten oder innerhalb der Familie vererbt bekamen, Leute, denen es weniger gut geht, viele alte Menschen, die unsere Unterstützung brauchen und auch eine viel bessere Anbindung an den ÖPNV (was durch Muva zu einer ersten Verbesserung kam) sowie viele neuzugezogene Familien, durch die deutlich wird, dass die soziale Infrastruktur dringend wachsen muss.
Welcher ist Ihr Lieblingsort im Ortsteil?
Ganz klar das Kunsthaus Flora. Hier habe ich gemeinsam mit meiner privaten Elterninitiative schon so viele wundervolle Familienfeste auf die Beine gestellt. Es ist ein richtiges Kleinod, das hoffentlich ganz bald in Gänze aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden kann. Definitiv ein Ort mit hohem Potenzial.
Haben Sie einen Gastro-Tipp für unsere Leserinnen und Leser?
Das wohl leckerste Frühstück gibt es im „kleinen Eiswerk“ am Hultschiner Damm! Natürlich haben die dort auch echt kreative und schmackhafte Eissorten im Angebot.
Was konnten Sie in den letzten knapp anderthalb Jahren für Mahlsdorf erreichen?
Meine Anträge zur Verkehrssicherheit in der Akazienallee, die Beantragung eines zusätzlichen Containers für die weiterhin aus allen Nähten platzende Kiekemal-Grundschule, die Forderung nach einem runden Tisch zum Ausbau der Waldpromenade als Wanderweg zwischen Wuhle und Erpetal und weitere wurden durch die BVV beschlossen und warten auf Umsetzung durch das Bezirksamt.
In der letzten BVV beantragte ich die Umwidmung des Schulcontainers auf dem Lehnitzplatz als Bürgerhaus, sobald es die Schulplatzsituation zulässt. Das Bürgerhaus wird schon lange dringend benötigt, da es in Mahlsdorf Süd zu wenig Begegnungsstätten gibt. Dieser Antrag wurde nun in die Ausschüsse übersandt und wird dann hoffentlich in den kommenden Monaten positiv votiert.
Was müsste sich dringend ändern, damit Mahlsdorf lebenswert bleibt?
Es wäre toll, wenn es in Mahlsdorf noch mehr Angebote für Kinder und Jugendliche gäbe. Die Arbeit der Jungendfreizeiteinrichtung „Am Hultschi“ ist großartig. Der Bedarf kann aber kaum gedeckt werden. Ebenso brauchen wir weitere generationsübergreifende Angebote – dafür wäre ein Bürgerhaus sehr hilfreich, denn die verfügbaren Räume der AWO und des Bürgervereins Mahlsdorf Süd reichen ebenfalls nicht aus.
Die Verkehrsinfrastruktur in Mahlsdorf ist …
… absolut unzureichend. Was wir hier am dringendsten benötigen, sind gut ausgebaute Fußwege verbunden mit einer besseren Anbindung an den ÖPNV. Oftmals fehlen Fußwege auf beiden Straßenseiten. Das ist unzumutbar für die ältere Bevölkerung, aber auch für Gehbehinderte oder für Familien, die ihren Kinderwagen sicher spazieren fahren wollen.
Der Ausbau der Verkehrslösung Mahlsdorf muss weiter vorangebracht werden, damit die Tram im 10-Minuten-Takt fahren kann. Weiterhin sollte im 400-Meter-Umkreis für jeden Bürger eine Bushaltestelle erreichbar sein. Die Einführung des Rufbusses war ein gelungener erster Schritt. Hier darf es aber nicht mit einer Weiterentwicklung enden.
Was denken Sie, bewegt die Menschen in Ihrem Wahlkreis gerade am meisten?
Die Grundsteuerreform kam quasi zeitgleich mit den unzumutbaren Preiserhöhungen für Energie, Lebensmittel und Wohnen. Diese erheblichen Mehrbelastungen machen vielen hier große Sorgen. Es muss eine gerechte Lösung her, was die Gestaltung des Hebesatzes für die Grundsteuer betrifft und neben den Preisbremsen für Energie und Gas müssten mittelfristig auch die Mehrwertsteuern auf Lebensmittel drastisch reduziert werden oder wegfallen.
Wenn Sie von heute auf morgen ein Projekt in Mahlsdorf umsetzen dürften, ohne auf Geld und Genehmigungen zu schauen, was wäre das?
Dann würde ich das Bürgerhaus ganz groß denken und ein Mehrgenerationenhaus daraus machen. Angebote für jede Altersklasse und auch für körperlich bzw. geistig eingeschränkte Personen. Auf dem Grundstück gäbe es einen riesigen Gemeinschaftsgarten, der von den Kitas und Schulen als Lehrgarten genutzt werden kann und der gleichzeitig auch zur solidarischen Landwirtschaft dienen soll. Auf den Dächern wären selbstverständlich Photovoltaikanlagen. Außerdem gäbe es dort Gartengeräte zum Ausleihen, damit nicht jeder seine eigenen Geräte anschaffen muss. Abgerundet wird das Ganze dann durch ein Bio-Restaurant, was aus eigener Ernte betrieben wird.