Sebastian Bauroth schwang schon immer gern den Kochlöffel. Steffi stickte gern. Die Ergebnisse der beiden Hobbys sollen nun Mahlsdorf erobern. Mit einem kleinen Schrank im Gartenzaun.
„Wir sind erst vor Kurzem gestartet, trotzdem kommen zum Teil mehrere Nachbarn“, lacht Sebastian, im richtigen Leben im Glasfaserausbau bei der Telekom tätig. „Das Ganze spricht sich schnell rum, täglich ist jemand da“. Das Ganze, damit meint er den liebevoll eingerichteten Verkaufsschrank in der Mahlsdorfer Wolfsberger Straße 10, ganz in der Nähe des Recyclinghofs.
Was als spontanes Interesse an kleinen Brandenburger Hofläden begann, hat sich für das engagierte Paar inzwischen zu einem lebendigen Hobby mit Kleingewerbe entwickelt. Auf ihren Ausflügen durch ländliche Regionen entdeckten sie immer wieder Selbstbedienungsstände mit Marmeladen, Honig, Eiern und handgemachten Produkten – und genau diese Mischung aus Regionalität, Kreativität und Gemeinschaft inspirierte sie, selbst aktiv zu werden.
Heute gehören selbstgekochte Marmeladen zu den beliebtesten Produkten. „Besonders Sorten wie Orange laufen gut“, so Sebastian Bauroth, „das sind richtige Renner“. Weiterhin gibt es unter anderem die Sorten Goldene Kiwi, Pflaume-Holunder, Apfel-Birne-Zimt oder „Blauer Sauer-Drache“, ein Fruchtaufstrich mit sauren Drachenzungen von „Hitschies“. „Davon kommt man sogar eine blaue Zunge“. Insgesamt sind es zwölf Sorten.
Doch das Angebot im kleinen in den Gartenzaun integrierten Schrank ist vielfältiger: Sebastians Freundin Steffi bastelt für ihr Leben gern weihnachtliche Kleinigkeiten, etwa einzigartige Postkarten, Häkel-Kuscheltiere, Makramee-Tannenbäume, kreative Engel und und und. „Es kommen immer neue Ideen hinzu. Derzeit bin ich ganz schön beschäftigt, am 6. Dezember sind wir mit einem Stand auf dem Alt-Kaulsdorfer Weihnachtsmarkt vertreten und wollen dort natürlich ein breites Angebot zeigen“, so die Ur-Mahlsdorferin. Unter anderem sind verschiedene gebrannte Nüsse und ein Nuss-Nougat-Aufstrich geplant. „Wir sprudeln vor Ideen“.
Um auf der sicheren Seite zu stehen, meldeten die beiden ein Kleingewerbe an – obwohl selbst beim Gewerbeamt nicht ganz klar war, ob das bei den geringen Mengen überhaupt nötig sei. Dennoch wollten die beiden Verlässlichkeit für sich und ihre Kundschaft schaffen. Auch bei der Herstellung achten sie bewusst auf Standards. Marmeladen erhalten ein korrektes Etikett mit Fruchtgehalt und Zutaten. Beim Gelierzucker greifen sie auf Varianten mit Konservierungsstoffen zurück: „Ich möchte da einfach nicht zu unsicher sein. Es muss haltbar sein. Wenn etwas schlecht wird, habe ich ein größeres Problem als nur ein paar Gläser Verlust“, so Sebastian Bauroth. Sicherheit geht vor – auch im Kleinen.
Reich werden die beiden mit ihrem Sortiment nicht. Ein Glas Marmelade mit etwa 200 ml kostet drei Euro, bei Glasrückgabe gibt es 50 Cent Pfand. Auch die Deko-Artikel sind meist im einstelligen Bereich. Praktisch: Neben einer Bargeld-Kasse kann man vor Ort direkt per QR-Code via Paypal bezahlen. Geld ist für die Bauroths aber nicht das Ziel, der eh geringe Gewinn nebensächlich. Vielmehr möchten sie die Nachbarschaft bereichern und Menschen mit regionalen Produkten erfreuen (Äpfel und Quitten in den Marmeladen stammen aus Mahlsdorf) und vielleicht künftig von Nachbarn Obst oder Eier abnehmen, die sonst übrig bleiben – zum Ausweiten ihres Herzensprojekts.