In Deutschland machen sich immer mehr Schulen mit Erfolg auf den Weg in die digitale Zukunft. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung beschleunigt, wenn auch in vielen Bildungseinrichtungen mit großen Wachstumsschmerzen. Dennoch gibt es bundesweit Schulen, denen die Digitalisierung besonders gut gelingt. Die besten unter ihnen zeichnet der renommierte Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien, kurz Bitkom, dessen 2700 Mitgliedsunternehmen gut 200 Milliarden Euro jährlich erwirtschaften, als „Smart School“ aus. Smart Schools sind digitale Vorreiterschulen und stützen sich auf drei Säulen: digitale Infrastruktur, digitale pädagogische Konzepte und Lehrinhalte sowie digitalkompetente, entsprechend qualifizierte Lehrkräfte.
In diesem Jahr werden 20 Schulen in neun Bundesländern ausgezeichnet – von Grundschule über Gesamtschule und Gymnasium bis zur Berufsschule. Eine davon kommt aus Mahlsdorf. Die Best Sabel Grundschule im Erich-Baron-Weg. Unter anderem legt die Privatschule ihren Fokus auf die Entwicklung und Förderung von Medienkompetenzen. So wird etwa ab Klassenstufe 3 in zwei Stunden pro Woche Informatikunterricht erteilt, im Gebäude gibt es WLAN mit Gigabitanschluss, digitale und herkömmliche Medien werden im Unterricht gleichwertig genutzt, Fort- und Weiterbildungsangebote, die den Einsatz digitaler Medien und Inhalte praxisnah vermitteln, werden für Lehrer:innen gefördert. Auch formulierte die Schule „Leitgedanken zur Digitalisierung“, die das Grundgerüst des digitalen Konzepts bilden.
Der Vorteil der Best Sabel-Schule: Im Vergleich zu staatlichen Schulen stehen ihr mehr finanzielle Mittel zur Verfügung und verkrustete Hierarchie-Strukturen weniger im Weg. Zum Vergleich: Seit 2019 und bis 2024 können die öffentlichen Berliner Schulen auf 257 Millionen Euro für die dringend notwendige digitale Auf- und Ausrüstung zurückgreifen. Macht pro Jahr 51,4 Millionen Euro für insgesamt 825 Schulen. Also rund 62.000 Euro pro Schule. Was zunächst viel klingt, ist in Wirklichkeit ein Tropfen auf den heißen Stein. Allein die Internetanschlüsse genügen oft kaum für mehr als das gleichzeitige Hochfahren von zehn Computern, deren Baujahr oft viele Jahre zurückliegt. Viele Schulen investierten deshalb zunächst einmal in neue Server (oft mehrere zehntausend Euro teuer), LAN-Verkabelung (kann eine sechsstellige Summe kosten), Drucker und Smartboards. Laut einer aktuellen Liste der Senatsverwaltung für Bildung schöpfte die Friedrich-Schiller-Grundschule bislang noch keine Mittel aus dem Digitalpakt ab, die Mahlsdorfer Grundschule am Feldrain investierte in ihren WLAN-Ausbau und die Kiekemal-Grundschule möchte ihr LAN-Netzwerk inklusive Strom und WLAN ausbauen – eine Ausschreibung für die Umsetzung der Maßnahme ist in Vorbereitung. Immerhin: Zur Überbrückung erhielten alle drei Schulen im April zusammen 51 mobile WLAN-Router der Telekom und Vodafone.
Wenig verwunderlich also, dass Eltern in einer Bitkom-Umfrage von der Politik mehr Zentralisierung fordern. Acht von zehn (78 Prozent) sehen den Föderalismus als Bremsklotz für die Digitalisierung der Schulen. Sieben von zehn (69 Prozent) befürworten, dass der Bund mehr Entscheidungskompetenzen in der Bildungspolitik haben sollte. „Die Eltern zeichnen ein eher ernüchterndes Bild von der Digitalisierung der Schulen und erwarten, dass das Tempo angezogen wird. Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung in vielen Bereichen massiv beschleunigt, und diese Beschleunigung brauchen wir auch in den Schulen“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Eltern von Schulkindern sind in der Corona-Pandemie ohnehin mehrfach belastet. Funktioniert der digitale Unterricht nicht, müssen Eltern neben allem anderen auch noch Hilfslehrkräfte spielen.“ Und weiter: „Digitales Lernen bietet auch losgelöst von der Corona-Situation viele Vorteile und kann Schülerinnen und Schüler zusätzlich motivieren und die Lernerfolge steigern. Adaptive Lern-Apps stellen sich genau auf den individuellen Lernfortschritt ein und liefern passende Inhalte.“
Auch bei den Unterrichtsinhalten sollten nach Ansicht der meisten Eltern mehr digitale Akzente gesetzt werden. Auf der Wunschliste ganz oben stehen verpflichtende regelmäßige Fortbildungen zu digitalem Unterricht für Lehrkräfte, digitale Kompetenzen sollten im Unterricht einen höheren Stellenwert genießen, und auch Informatik sollte ab der 5. Klasse ein allgemeines Pflichtfach werden. Rohleder: „In der Corona-Pandemie wurde allgemein verstanden, dass digitale Technologien und Kompetenzen ein unverzichtbares Muss für alle sind.“