Vorsicht giftig: Mann aus Mahlsdorf entdeckt mehrere Schwarzblaue Ölkäfer

„Der giftige Ölkäfer ist nun auch in Mahlsdorf verbreitetet.“: Diese Nachricht erreichte die „Alles Mahlsdorf/Mahlsdorf LIVE“-Redaktion Anfang der Woche. Unser Leser Steve Wendt hatte auf einer Radtour durch das benachbarte Erpetal gleich drei Exemplare entdeckt und Beweisfotos geknipst. Allerdings aus sicherer Entfernung, denn die wehrhaften Krabbler zählen zu den giftigsten Tieren Deutschlands. Wir haben Berlins Wildtierexperten Nr. 1, Derk Ehlert, gefragt, ob Grund zur Panik besteht.

Wer mit den Tierchen in Berührung kommt, sollte die entsprechende Stelle gründlich mit Wasser spülen und anschließend kühlen. Bei Verschlucken wird dringend geraten, Kontakt zum Giftnotruf aufzunehmen unter T. (030) 192 40 © Lukas Zdrazil, Adobe Stock

Mancherorts sind schon Schulhöfe, Spielplätze und Kita-Gärten gesperrt worden, weil dort Schwarzblaue Ölkäfer herumkrabbelten. Experten halten solche Maßnahmen für überzogen. Fakt ist aber: Das ölige körpereigene Sekret, das die Tiere bei Gefahr aus ihren Kniegelenken absondern, hat es in sich: Hauptbestandteil ist das starke Gift Cantharidin. Es soll früher als Heil- und Potenzmittel, aber auch für Giftmorde und Hinrichtungen genutzt worden sein. Auf der Haut kann es Blasen und Rötungen hervorrufen. Wer auf die abwegige Idee kommen sollte, eines dieser bis zu fünf Zentimeter großen und wenig appetitlich aussehenden Insekten zu verzehren, riskiert im schlimmsten Fall sein Leben.

 

Derk Ehlert von der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt beruhigt dennoch: Bislang seien keine gefährlichen Vergiftungen von Menschen oder Haustieren bekannt. Aber es gilt in jedem Fall: „Nicht anfassen oder streicheln, nicht mitnehmen und natürlich auch nicht töten, denn der Schwarzblaue Ölkäfer ist streng geschützt“, so Ehlert. Besonders gern tummeln sich die Sechsbeiner mit dem langen Hinterleib und dem metallisch schimmernden Panzer an offenen, sonnigen und sandigen Stellen wie Streuobstwiesen, Heiden, trockenen Wiesen und Stränden. „Etwa bis Mitte, Ende Mai kann man diese imposanten Tiere noch zu sehen bekommen, dann verschwinden sie wieder“, verrät der Wildtierreferent und Stadtnatur-Experte.

 

Die auch Maiwürmer genannten flugunfähigen Insekten seien so auffällig wie ungewöhnlich, erläutert Ehlert. „Erst einmal leben sie ganze zwei Jahre als Larve und nur einen Monat als Käfer. Wenn sich Weibchen und Männchen verpaart haben und die Eier abgelegt wurden, sterben beide kurz darauf.“ Wegen ihrer hochspezialisierten Lebensweise entwickeln sich nur die allerwenigsten Larven überhaupt zu erwachsenen Käfern. Zunächst verbleiben die Eier fast ein Jahr im Boden. Dann schlüpfen die Larven und erklimmen Blütenstängel, wo sie darauf warten, sich an pollensammelnden Insekten festklammern zu können. Nur wenn sie dabei den Pelz von bestimmten Wildbienenarten erwischen, können sie weiterleben. Die kleinen Schmarotzer fressen in den Bienennestern dann die Eier und Vorräte ihres Wirts auf, verkriechen sich im Winter im Boden und reifen erst im darauffolgenden Frühjahr zum fertigen Insekt heran. „Deshalb spricht man auch vom Kuckuck unter den Käfern“, so der Wildtierexperte.

 

Er finde es toll, so Derk Ehlert, dass sich Menschen wie Steve Wendt mit der Flora und Fauna vor ihrer Haustür beschäftigen. Wer wie der Mann aus Mahlsdorf gewissermaßen als „Citizen Scientist“ mit wachem Auge und (Smartphone-)Kamera durch die urbane Wildnis streift, kann seine Beobachtungen übrigens auch über die ArtenFinder-App an die Stiftung Naturschutz Berlin übermitteln. Über diese Plattform werden wertvolle Daten für den Artenschutz in der Hauptstadt gesammelt.

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