Weiter Proteste trotz Sanierungskompromiss: Lemkestraße kommt nicht zur Ruhe

„Ich frage mich wirklich, ob wir in der Nachbarschaft nach dem Ganzen noch miteinander leben können.“ Diesen Satz formulierte ein Anwohner der Lemkestraße vor vier Wochen gegenüber der Morgenpost. Die Antwort scheint derzeit „Nein“ zu lauten. Denn trotz des durch den im Haushaltsausschuss des Abgeordnetenhauses geschlossenen Sanierungskompromisses („Mahlsdorf LIVE“ berichtete) kommt die Lemkestraße nicht zur Ruhe – jetzt wird um jeden Baum gekämpft. Anstatt wie geplant knapp 60 Bäume zu fällen muss das Bezirksamt nun auf Antrag der Grünen und der SPD für jeden einzelnen Baum prüfen, ob ein Erhalt über die Baumaßnahme technisch, etwa durch Bauminseln auf dem Gehweg oder Baumstreifen, möglich ist. Einigen geht das nicht weit genug. Einige Anwohner und ihre Unterstützer versammelten sich am Freitag zu einer kleinen Demonstration gegen die Fällung von acht großen Bäumen zwischen Menzelstraße und Sudermannstraße, stellten anschließend auf die Stümpfe unter anderem Grabkerzen auf. Die Bezirksgruppe Marzahn-Hellersdorf von „Fridays for Future“ kritisierte die Fällungen und der Grünen-Kreisverband fordert, dass bei unvermeidlichen Baumfällungen mit einer Frist von mindestens sieben Tagen online und auf Hinweisschildern über den Grund und die Abwägung der Maßnahme informiert wird. Die Kreissprecherin der Grünen, Inka Seidel-Grothe, griff unter einem „Mahlsdorf LIVE“-Beitrag zu drastischen Worten. In einem Kommentar bezeichnete sie es als „ein Verbrechen, in der heutigen Zeit der Klimakrise großkronige wertvolle Bäume, die für die nächsten 60 Jahre samt Tierbestand und klimatischen Konsequenzen NICHT ersetzt werden können, einfach wegzusäbeln.“ Unter dem gleichen Beitrag behauptete auch eine Frau, eines ihrer an den Fällungen beteiligten Familienmitglieder wäre angeblich von Protestierenden mit der Ankündigung von Schlägen bedroht worden. Auf mehrfache Nachfrage zu dem Vorfall und ob bei der bei dem Grünschnitt anwesenden Polizei eine Anzeige aufgegeben worden wäre, reagierte die Frau jedoch nicht. Die für Grünflächen zuständige Stadträtin Nadja Zivkovic (CDU) sagte „Mahlsdorf LIVE“, das es zwar „einige Wortwechsel“ gab, sie das aber „nicht überinterpretieren würde. Es war eine halbwegs sachliche Diskussion.“

Nicht im Reich der Facebook-Märchen befindet sich der Kompromiss zur Sanierung des rund 1,4 Kilometer langen Teilstücks der Lemkestraße zwischen Kieler Straße und Bahnübergang. Die ersten sieben Bäume zwischen Menzel- und Sudermannstraße bleiben erhalten, zumindest teilweise wird der geforderte Erhalt des historischen Straßenbildes erreichts. So werden Parktaschen, die Zufahrten zu den Grundstücken zwischen Straße und Gehweg und die die Ausbildung der Regenwasserableitung im Randbereich der Straße mit Kopfsteinpflaster gestaltet. Die Beibehaltung einer Tempo 30-Zone sowie einer Tonnenbeschränkung hat das Bezirksamt ebenfalls zugesagt. Außerdem muss es Anfang September gegenüber dem Abgeordnetenhaus Rechenschaft unter anderem über den umgesetzten Baumerhalt ablegen.

Hier unsere älteren Berichte zum Thema Lemkestraße:

Die zerstrittenen Nachbarn in der Morgenpost: https://www.facebook.com/103892096701735/posts/838178736606397/?d=n

Grüne vergleichen Lemkestraße mit Hambacher Forst: https://www.facebook.com/103892096701735/posts/728862867537985?d=n&sfns=mo

Wird Buslinie in Landsberger Straße verlegt?: https://www.facebook.com/103892096701735/posts/528196027604671?sfns=mo

Streit um Interpretation des Baumgutachtens: https://www.facebook.com/103892096701735/posts/492360964521511?sfns=mo

Mahlsdorf LIVE - Weiter Proteste trotz Sanierungskompromiss: Lemkestraße kommt nicht zur Ruhe

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