Die Hinrunde in der Oberliga ist vorbei und Eintracht Mahlsdorf hat mit sieben Siegen, fünf Remis und drei Niederlagen die erste Saisonhälfte auf Tabellenplatz fünf abgeschlossen. Da ist sogar noch Luft nach oben, meint Karsten Heine, der die Mannschaft im Sommer als Chefcoach übernommen hat. Der 69-Jährige kennt den Berliner Fußball aus dem Effeff. Er hat für Union in den 70er und 80er Jahren 268 Spiele bestritten, war nach seiner aktiven Laufbahn nicht nur Cheftrainer An der Alten Försterei, sondern auch viermal bei Hertha BSC und stand zuletzt bei VSG Altglienicke an der Seitenlinie.
Was hat Sie daran gereizt, im Sommer nach Mahlsdorf zu kommen?
Es ist einfach eine sehr interessante Aufgabe und auch etwas ganz Neues für mich. Das Training bei Eintracht findet ja nur abends nach Feierabend statt. Die Herausforderung besteht also darin, die Trainingsinhalte komprimierter zu vermitteln als im Profi- und Halbprofi-Bereich, wo wöchentlich sieben bis acht Einheiten auf dem Programm stehen. Das ist schon eine Umstellung, macht aber auch Spaß.
Haben sich Ihre Erwartungen mit dem gedeckt, was Sie hier an Vereins- und Mannschaftsstrukturen vorgefunden haben?
Der Verein war mir nicht unbekannt. Es gab auch vor meinem Engagement schon einmal losen Kontakt zu den Verantwortlichen und wir sind in einigen Testspielen aufeinandergetroffen. Außerdem ist der eine oder andere Spieler von der VSG nach Mahlsdorf gewechselt. Insofern habe ich den Fußball hier in den letzten Jahren immer schon verfolgt. Eines hat mich dann aber doch überrascht.
Was genau?
Es ist sagenhaft, wie viele Spielerinnen und Spieler – angefangen bei den Bambini bis zur Ü70/Ü80 mit Frank Schöbel – Am Rosenhag kicken. Die Verantwortlichen haben da logistisch alle Hände voll zu tun, insbesondere im Winter, wenn uns eigentlich nur ein Großfeld-Kunstrasen zur Verfügung steht. Hier zeigt sich einmal mehr, dass die selbsternannte Sportmetropole Berlin in Sachen Sportinfrastruktur noch investiven Nachholbedarf hat.
In Marzahn-Hellersdorf werden die Rasenplätze von Anfang Oktober bis Ende März gesperrt. Ihr Team muss seine Heimspiele aktuell auf Kunstrasen bestreiten. Sie sind davon wenig begeistert.
Naja, mich irritiert schon, warum sich das Bezirksamt überhaupt nicht an den Witterungsbedingungen und der Bespielbarkeit des Untergrunds orientiert, sondern die Plätze grundsätzlich ein halbes Jahr lang sperrt. Wir hatten zuletzt fast schon frühlingshafte Temperaturen. Der Naturrasen befindet sich derzeit in einem Top-Zustand. Sowohl für die Spieler als auch für die Zuschauer ist es schade, dass wir dort nicht auflaufen können.
Apropos Zuschauer: Wie bekommt man mehr Menschen für den Oberliga-Fußball in Mahlsdorf begeistert?
Das ist kein leichtes Unterfangen, weil Berlin mit seinen Profiklubs schon eine wahnsinnige Fußball-Power besitzt. Du brauchst mediale Präsenz, wenn du wirklich viele Zuschauer anlocken willst. Das ist illusorisch. Ich sehe das Fanpotenzial eher im unmittelbaren Umfeld und diese Leute müssen wir mit dauerhaft guten Leistungen und erfolgreichem Fußball überzeugen.
Wie zufrieden sind Sie denn mit dem aktuellen Tabellenplatz 5?
Unser Anspruch ist es, oben mitzuspielen. Wir konnten im Sommer mit Rico Gladow und Björn Jopek zwei prominente Neuzugänge verzeichnen. Insgesamt ist die Mannschaft gut besetzt und hat in der Hinrunde einige sehr ordentliche Spiele gezeigt. Allerdings ist es uns nicht immer gelungen, unsere Dominanz auf dem Platz konstant in Zähler umzumünzen. Ich denke da zum Beispiel an die Unentschieden gegen Wismar und Hansa Rostock oder auch die unnötige Niederlage gegen Sparta. Oft haben wir durch individuelle Fehler ärgerliche Gegentore kassiert und uns so nicht für den betriebenen Aufwand belohnt. Zuletzt konnte die Mannschaft beim 3:0-Sieg gegen Preussen zeigen, dass sie sich vor keiner Mannschaft in der Liga verstecken muss. Klar ist aber auch: Wir sind noch lange nicht da, wo wir hinwollen.
Wünschen Sie sich, dass der Verein in der Winterpause noch mal auf dem Transfermarkt zuschlägt?
Nach dem Derby gegen Ahrensfelde werden wir uns mit den Verantwortlichen hinsetzen und analysieren, ob und auf welcher Position eventuell noch eine Verstärkung denkbar wäre. Große Dinge sind nicht geplant. Wie gesagt: Wir haben eine gute Truppe zusammen.
Sie überwintern nicht nur im oberen Tabellenfeld der Liga, sondern auch im Pokal. Wie wichtig ist Ihnen der Wettbewerb?
Der Pokal ist immer ein großes Ziel. Am 23. März wartet im Viertelfinale unser Ligakonkurrent TeBe. Da wollen wir unbedingt weiterkommen. Es sind ja nicht mehr viele Spiele bis zum Finale. Alles ist möglich und mit TUS Makkabi konnten wir immerhin schon den Pokalsieger von 2023 und Endspielteilnehmer von 2024 aus dem Wettbewerb werfen.
Verzichten Sie Weihnachten eigentlich mal komplett auf Fußball?
Ganz ohne wird es nicht gehen. Die Hinrunde muss aufgearbeitet und die Rückrunde vorbreitet werden. Ansonsten verbringe ich die Weihnachtsfeiertage aber ganz in Familie. Auch die Männer haben sich die Auszeit verdient. Man darf nicht vergessen, dass sie drei- bis viermal nach Feierabend trainieren und in dieser Zeit nicht bei ihren Lieben sind.
Wann startet die Vorbereitung?
Wir legen am 7. Januar wieder los und wollen jede Woche ein bis zwei Testspiele absolvieren. Mal schauen, wie die Trainingsbedingungen in den Wintermonaten sind. Ich hoffe, wir können dann die sechs Wochen bis zum ersten Pflichtspiel am 16. Februar optimal nutzen.