Die als Lothar Berfelde geborene Charlotte von Mahlsdorf gilt als einer der bekanntesten Transvestiten Deutschlands, spätestens das am New Yorker Broadway über sie aufgeführte Theaterstück „Ich bin meine eigene Frau“ verhalf ihr und unserem Ortsteil weltweit zu Ruhm. Nun soll die im vergangenen Jahr eröffnete neue Mahlsdorfer Oberschule ihren Namen erhalten. Dieser Vorschlag kommt von einem Ex-AfD-Mitglied. Der Bezirksverordnete Bernd Pachal hat in die am kommenden Donnerstag stattfindende Bezirksverordnetenversammlung eingebracht, dass diese das Bezirksamt zur Prüfung der Namesänderung beauftragt.
„Wegen der räumlichen Nähe der Schule zum Gutshaus Mahlsdorf, der Wirkungsstätte Lothar Berfeldes, bekannt als Charlotte von Mahlsdorf, bietet dieser Name sich für die Schule geradezu an“, heißt es in dem Antrag. Allerdings solle „weniger die geschlechtliche Metamorhose des Herrn Berfelde als vielmehr sein kulturhistorischer Verdienst um den Erhalt der Gründerzeit-Exponate im Vordergrund“ stehen. Verwunderlich scheint der Nachsatz nicht. Bernd Pachal war in der Vergangenheit mit Lob für den Holocaust-Organisator Reinhard Heydrich aufgefallen, Transsexuelle wurden im Nationalsozialismus verfolgt, transsexuelle Frauen, die in der NS-Zeit als „Mann“ galten, kamen in Konzentrationslager. Pachal wurde nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg Anfang März aus dem Dienst bei der Bundespolizei entfernt, wegen „Verletzung der Pflicht zur Verfassungstreue, Leugnung des Holocausts, Kundgabe antisemitischer Äußerung und Verherrlichung führender Personen des NS-Regimes“. Als auch die AfD ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn anstrebte, trat er laut Tagesspiegel von sich aus aus der Partei aus.
Im von Charlotte von Mahlsdorf ins Leben gerufenen Gründerzeitmuseum nimmt man den Vorschlag mit Begeisterung auf. Monika Schulz-Pusch, Museumschefin und Geschäftsführerin des Fördervereins, befürwortet den Antrag. „Es wäre eine große Ehre für die Schule, den Namen ‚Charlotte von Mahlsdorf‘ zu tragen, hat sie doch durch ihr Leben und Lebenswerk ein Zeichen für Toleranz gesetzt“, so die Bundesverdienstkreuzträgerin gegenüber „Mahlsdorf LIVE“. „Dies den Kindern in der heutigen Zeit und auch in Zukunft zu vermitteln, ist eine wichtige Aufgabe.“ Sollte die Namensgebung der ISS nicht klappen, könnte laut Bernd Pachal der in den kommenden Jahren entstehende Schulstandort in der Elsenstraße den Namen ‚Charlotte von Mahlsdorf‘ tragen.
