Es ist deutschlandweit eine der Sensationen des verganenen Wahlsonntags: Mario Czaja, der Mahlsdorfer, besiegt bei seiner ersten Kandidatur für den Bundestag im Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf fast schon erdrutschartig seine Konkurrenz, die langjährige Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau von den Linken. Seit 1990 war dieser eine Hochburg der Linken, erst siegte hier drei Mal Gregor Gysi, bei den vergangenen fünf Wahlen ab 2002 Pau. Ein Husarenstück Czajas.
Alles Mahlsdorf: Herr Czaja, herzlichen Glückwunsch. Wir nehmen an, Ihr Handy ist im Dauerbetrieb.
Mario Czaja: Vielen Dank, ja das stimmt. Ich habe seit der vergangenen Nacht mehrere Hundert Nachrichten erhalten, Dutzende Telefonate geführt. Vor allem von vielen alten Freunden, aber auch neuen.
Punkt 3.12 Uhr waren alle Wahllokale in Marzahn-Hellersdorf ausgezählt und ihr Sieg bestätigt, wir hatten dort kurz Kontakt per WhatsApp. Also wir haben uns schlafen gelegt. Und Sie?
Tatsächlich habe ich noch keinen Schlaf gefunden, außer einer halben Stunde im Sessel heute Morgen. Dann musste meine Tochter in die Schule.
Nach 22 Jahren als Mahlsdorfer Wahlkreisabgeordneter entreißen sie einer der populärsten Politikerinnen der Linken das Direktmandat. Beschreiben Sie Ihre Gefühlswelt.
Zunächst einmal ist da unglaubliche Dankbarkeit den Wählerinnen und Wählerinnen Marzahn-Hellersdorf gegenüber. Und damit meine ich ausdrücklich den ganzen Bezirk. Bei den Menschen in Mahlsdorf und Kaulsdorf habe ich einen Vertrauensvorsprung, die kennen mich ja und wissen mich einzuschätzen, die wissen wie ich ticke. Beim Großteil des Bezirks ist das anders, dort mussten wir um Stimmen kämpfen und von uns überzeugen. Nun fällt von mir, aber auch von meinem Team, eine enorme Anstrengung und Anspannung ab. Wie nach einem intensiven Marathon-Lauf.
Ist Erleichterung auch dabei? Bei einer Niederlage wäre ihre politische Karriere wohl erst einmal vorüber gewesen.
Klar.
Abgesehen davon dass der Sieg an sich schon für Aufsehen über die Berliner Landesgrenzen hinweg sorgt, sie haben ja auch noch sehr deutlich gewonnen, mit 7,5 Prozent Vorsprung. Wie erklären Sie sich das?
Ganz ehrlich: Das Petra Pau nicht mehr die Stimmenanzahl der vergangenen Wahl wird erreichen können, habe ich erwartet bzw. gehofft. Ich habe mich auf ein superenges Rennen eingestellt bei dem am Ende vielleicht ein paar Hundert Stimmen den Ausschlag geben können. Dass Petra Pau und die Linken insgesamt derart massiv Prozente verlieren, war überraschend, soll aber keinesfalls unser tolles Ergebnis kleinmachen.
Wie geht es nun für Sie weiter?
Am Dienstag trifft sich zum ersten Mal die neue CDU-Fraktion des Bundestags. Wir müssen vor allem aber auf den Bezirk schauen. Die CDU hat bei der Wahl zum Bezirksparlament die meisten Stimmen geholt, wir stellen mit Nadja Zivkovic die neue Bezirksbürgermeisterin. Da es in der BVV eine Zählgemeinschaft mit den anderen Parteien gibt, stehen schon bald wichtige Verhandlungen an, die ich als Kreisvorsitzender führen werde.
Vielen Dank für das Gespräch.