„Die Spendenbereitschaft ist in diesem Jahr extrem niedrig“

Die aktuellen Temperaturen sind für viele von uns ungemütlich, für Menschen ohne Dach über dem Kopf aber sind sie lebensbedrohlich. Um Obdachlose mit dem Allernötigsten zu versorgen und ihnen so das raue Berlin etwas erträglicher zu machen, hat der Mahlsdorfer Student Laurenz Terl mit seiner „Kältehilfe MaHe“ vor einigen Wochen wieder begonnen, Spenden zu sammeln. Doch das gestaltet sich deutlich schwieriger als in den Vorjahren.

Eigentlich wollte Laurenz Terl die 2020 gegründete Initiative in diesem Jahr einstellen, denn Studium, Job und Ehrenamt verlangen dem 22-Jährigen gerade enorm viel ab. Doch Entscheidungen des Senats, darunter die, das „Netzwerk der Wärme nicht fortzuführen, hätten ihn bewogen, weiterzumachen, sagt er. In Zeiten von steigenden Mieten, Inflation und zunehmenden psychischen Belastungen fürchtet Terl, dass in nächster Zeit noch mehr Menschen auf der Straße landen könnten. Die Sorge teilen auch Streetworker und Hilfseinrichtungen.

 

In diesem Jahr kooperiert der Student mit verschiedenen sozialen Trägern aus seinem über die Jahre geknüpften Netzwerk, um die Arbeit auf ein paar mehr Schultern zu verteilen. Die Spielplatzinitiative Marzahn hat sich wieder bereiterklärt, mitzuhelfen und als Annahmestelle für Spenden zu fungieren. Mit dabei ist auch das Stadtteilzentrum Marzahn-Mitte. Neben den notwendigsten Dingen wie Essen, warmen Getränken, Kleidung, Schlafsäcken und Körperpflegeprodukten geht es bei der Aktion auch darum, den obdachlosen Menschen ein wenig Zuwendung zu schenken – wenn diese es denn wollen.

Spendensammelstellen für die Kältehilfe MaHe

■ Abenteuerspielplatz West

Ahrensfelder Chaussee 26, 12689 Berlin

Mo-Fr: 12.30–18.00 Uhr

Anlieferungen bitte vorab anmelden unter T. 0171 206 80 40

 

■ Stadtteilzentrum Marzahn-Mitte

Marzahner Promenade 39, 12679 Berlin

Mo-Do: 09.00–16.00 Uhr, Fr: 09.00-14.00 Uhr

Doch eines macht Laurenz Terl gerade zu schaffen: „Die Spendenbereitschaft ist in diesem Jahr extrem niedrig“, sagt er. Das sei besorgniserregend, weil so viele Menschen auf die Unterstützung angewiesen seien – und zwar keineswegs nur in der Innenstadt. Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, wird feststellen, dass immer mehr Menschen ohne festes Zuhause ihre Tage auch auf Marzahn-Hellersdorfer Plätzen oder in Parks verbringen.

Laut Sozialstadträtin Juliane Witt (Linke) hat sich Marzahn-Hellersdorf zum Stichtag am 1. Januar 2023 um insgesamt 3.590 Menschen gekümmert, die dringend ein Dach über dem Kopf benötigten. Flucht, Krankheiten aller Art, Miet- und Energieschulden, psychische Probleme, Sucht, Trennung oder Scheidung – die Gründe für ihre Situation sind divers. Häufig haben Betroffene „multiple Problemlagen“.

 

Untergebracht werden sie vorrangig im Bezirk, „aber auch zu einem nicht unerheblichen Teil in den berlinweit zur Verfügung stehenden Unterkünften“, teilte Witt vor einiger Zeit in der BVV mit. Sie bezifferte die Kapazität der sogenannten ASOG-Unterkünfte auf insgesamt 1.527 Plätze. Weil das nicht ausreicht, werden derzeit auch Hostels und Hotels wie das Park-Hotel Kaulsdorf, das EastWest im Habichtshorst, Ecke Köpenicker Straße, The Aga‘s Hotel in der Rhinstraße oder das Ootel.co in der Allee der Kosmonauten zur Unterbringung genutzt.

 

Nicht wegsehen und Hilfe vermitteln

Im Bezirk gibt es mehrere niedrigschwellige Hilfsangebote für Obdach- und Wohnungslose. Laurenz Terl appelliert an alle, nicht wegzuschauen und möglichst Hilfe zu vermitteln, wenn sie offensichtlich auf der Straße lebenden Menschen begegnen. Vorausgesetzt diese Leute wünschen Unterstützung.

 

Der Kältebus der Berliner Stadtmission ist jede Nacht in Berlin unterwegs und versorgt obdachlose Menschen mit warmen Getränken, Kleidung, Schlafsäcken und bietet den Transport in eine Notunterkunft an. Darüber hinaus gibt es den Wärmebus des DRK. Hier werden ebenfalls Schlafsäcke, Isomatten oder beispielsweise Decken verteilt und falls gewünscht. Auch der Transport in Notunterkünfte ist möglich.

 

Beratung und Unterstützung bietet bei drohendem Wohnungsverlust zudem die bezirkliche Soziale Wohnhilfe. Der Bezirk finanziert auch das Projekt „Respekt und Halt“ des Vereins Wuhletal e.V. und bietet Beratung in sozialen Notlagen an.

  • Kältebus, T. (030) 290 333 690 von 20.00 bis 2.00 Uhr
  • Wärmebus, T. (030) 600 300 10 10 von 18.00 bis 24.00 Uhr
  • Soziale Wohnhilfe, Riesaer Straße 94, 12627 Berlin. Mo, Di, Do: 9.00 bis 12.00 Uhr
  • Respekt & Halt, Otto-Rosenberg-Straße 4, 12681 Berlin, T. (0157) 76 37 02 23 oder (0157) 76 29 75 68, Mo–Do: 08.00 bis 14.00 Uhr

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