Dreck, Lärm, Abgase, Gefahr: Für Geschwindigkeitsbeschränkungen gibt es eine Menge guter Gründe. Gerade Berlin mit seiner grünen Verkehrssenatorin arbeitet an Lösungen, auch wenn es oft (und berechtigt) jede Menge Kritik hagelt. Auch aufgrund der Prioritätensetzung. So machte etwa die Sperrung der Friedrichstraße für Autos bundesweit Schlagzeilen, auch die im Rahmen der Verkehrswende stattfindenden Gedankenspiele über zumindest testweise Sperrungen von Tauentziehnstraße, Unter den Linden oder dem Hackeschen Markt sorgen für Diskussionen – alles Straßen in der Innenstadt. Was aber ist mit den Außenbezirken, etwa Marzahn-Hellersdorf im Speziellen und Mahlsdorf im Besonderen? In unseren Bezirk/Ortsteil dringt die Verkehrsberuhigung bislang nicht vor. In den vergangenen vier Jahren wurde von 124 berlinweiten Temporeduzierungen von 50 auf 30 km/h keine einzige in Marzahn-Hellersdorf vorgenommen, in Mitte oder Pankow ordnete die Verkehrslenkung Berlin jeweils mehr als 20 an. Die Zahlen gehen aus der Antwort der Senatsverwaltung für Verkehr auf eine parlamentarische Anfrage des Mahlsdorfer Wahlkreisabgeordneten Mario Czaja (CDU) hervor.
Dabei gäbe es gerade in Mahlsdorf einige Straßen, die zumindest ein Nachdenken über Tempoverminderungen dringend nötig hätten. So steigt etwa die Verkehrsbelastung auf Hultschiner Damm und Hönower Straße seit Jahren an und belastet die Anwohner mit Lärm, laut Czaja blockt der Senat dort bei Maßnahmen der Verkehrsberuhigung seit Jahren ab. Auch für die Lemkestraße (hier donnern Busse im Slalom durch parkende Autos über völlig marode Betonplatten) sieht der Senat weiterhin Tempo 50 als angemessen, die Anwohnerinitiative Akazienallee finden nicht einmal Gehör beim Senat.
Wie nötig manche Straßen Geschwindigkeitsbegrenzungen samt der dazugehörigen Kontrollen hätten, zeigt ein Blick auf die interne Statistik von Tempo-Messungen in Mahlsdorf, die „Mahlsdorf LIVE” vorliegen. So etwa maß das Straßen- und Grünflächenamt des Bezirks in der ersten Februarwoche täglich die Geschwindigkeiten auf der Akazienallee. Der Spitzenreiter donnerte mit 123 km/h über die Straße, satte 60 Prozent der mehr als 17.000 gemessenen Autofahrer fuhren schneller als die erlaubten 50 Stundenkilometer. Bislang sieht die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz keinen Grund zum Handeln. Ein ähnliches Bild ergibt sich in der Menzelstraße. Jeder Dritte der in einer Woche gemessenen Autos fuhr zu schnell, der Geschwindigkeitsrekord steht hier bei 94 km/h. Anwohner etwa der Kieler oder Greifswalder oder Landsberger oder Rahnsdorfer oder Summter Straße berichten ebenso von täglichen Rasereien. „In der Innenstadt wird eine Straße nach der anderen gesperrt und unsere Anliegen für mehr Verkehrssicherheit und weniger Verkehrslärm auf Hauptstraßen bleiben ungehört. Es kann nicht sein, dass hier offenbar mit zweierlei Maß gemessen wird”, so Mario Czaja.
Hier ältere Beiträge zum Thema:
Raserstrecke Hönower Straße: https://www.facebook.com/103892096701735/posts/748611048896500/?extid=0&d=n