Vier neue Stolpersteine für NS-Verfolgte aus Mahlsdorf

In Mahlsdorf-Süd sollen vier neue Stolpersteine an Familien erinnern, die von den Nationalsozialisten aus dem Land oder in den Tod getrieben wurden. Sie werden am 6. Oktober in der Wielandstraße 20 und in der Akazienallee 4 verlegt.

Mehrfach haben wir über das Schicksal von Alice Herz (1882–1965) berichtet. Die Frauenrechtlerin und Pazifistin mit jüdischen Wurzeln lebte viele Jahre in Mahlsdorf, bevor sie 1933 mit ihrer Tochter Helga (1912– 2010) vor den Nazis aus Deutschland flüchten musste. Nach einer langen Odyssee fanden die beiden Frauen im US-amerikanischen Detroit eine neue Heimat. Ihr radikalstes, finales Statement setzte Alice Herz im Alter von 82 Jahren, als sie sich aus Protest gegen den Vietnamkrieg auf offener Straße anzündete. In der Akazienallee 4, dem letzten frei gewählten Wohnsitz von Mutter und Tochter hierzulande, verlegt der Künstler Gunter Demnig am Freitag gegen 9.20 Uhr zwei Stolpersteine.

 

Zuvor werden ab 9 Uhr zwei der kleinen, mit Metall beschlagenen Betonquader vor der Wielandstraße 20 in den Boden eingelassen. Sie sollen an das Ehepaar Przybilla erinnern. Kohlenhändler Johann Przybilla (1887–1945) war Mitglied der KPD. In der Nacht des Reichstagsbrandes Ende Februar 1933 wurde er das erste Mal verhaftet. Im Oktober desselben Jahres verurteilten ihn die Nazis wegen Beherbergung politisch Verfolgter zu einem Jahr und fünf Monaten Zuchthaus. Doch Przybilla ließ sich nicht brechen. Nach seiner Entlassung war er weiterhin im Widerstand tätig, bis er am 28. Dezember 1943 erneut verhaftet wurde. Die Anklage lautete „Vorbereitung zum Hochverrat“ und das Urteil drei Jahre Zuchthaus. Er überlebte die Gefangenschaft nicht. Johann Przybilla starb am 23. März 1945. Auch seiner Frau Charlotte (1895–1953), die sich in der KPD-Frauenarbeit und für den Arbeitersamariterbund engagierte, hatte das NS-Regime 1943 den Prozess machen wollen. Wegen eines Schlaganfalls kam es nicht dazu. Sie überlebte die NS-Zeit und starb 1953.

 

Anregt und mitfinanziert wurde die Stolperstein-Aktion vom Ortsverband Mahlsdorf-Kaulsdorf der Partei Die Linke und dem Berliner Verein FrauenGeschichtsWerkstatt Brunhilde. Beide Akteure erhielten dabei tatkräftige Unterstützung vom Bezirksmuseum Marzahn-Hellersdorf.

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