Grundschule an der Elsenstraße soll nach den Winterferien eröffnen

Von unendlichen Geschichten ist schnell die Rede, wenn sich Vorhaben verzögern. Die Reaktivierung der Schule an der Elsenstraße war auf jeden Fall eine schwere Geburt. Um kein anderes Schulprojekt wurde im Bezirk in den letzten zehn Jahren so hart gekämpft. Aber jetzt ist es fast geschafft. Letzten Donnerstag erfolgte die technische Abnahme – unter Auflagen, wie Bezirksstadtrat Stefan Bley (CDU) in der Bezirksverordnetenversammlung berichtete. Läuft in den kommenden Tagen alles nach Plan, könnte die vierzügige Grundschule nach den Winterferien am 10. Februar eröffnen.

 

Aktuell gebe es aber noch einiges auf der Baustelle zu tun. Insbesondere bei der Herrichtung der Außenanlagen sei es zu einer „kleinen wetterbedingten Verzögerung“ gekommen, so Bley in seinem „Bericht aus dem Bezirksamt“. Er gehe dennoch davon aus, dass der Umzug am 4. Februar stattfinden und der Schulbetrieb am 10. Februar starten könne. Insgesamt drei Klassen, die derzeit am Interimsstandort in der Louis-Lewin-Straße unterrichtet werden, dürften dann das nigelnagelneue Gebäude beziehen. „Im kommenden Schuljahr 25/26 werden vier weitere erste Klassen dazukommen“, kündigt der Stadtrat an. In den Folgejahren soll die Schulgemeinschaft stetig weiterwachsen.

 

Ein enormer Kraftakt

Früher stand auf dem Grundstück eine DDR-Plattenbauschule. Sie beherbergte zuletzt die Oberschule am Elsengrund. Wegen sinkender Schülerzahlen wurde das Gymnasium 2008 geschlossen und mit dem Biesdorfer Otto-Nagel-Gymnasium zusammengelegt. Angesichts der Bevölkerungsprognose für Mahlsdorf und Kaulsdorf gab es spätestens ab 2016 in Marzahn-Hellersdorf ganz konkrete Pläne, den Schulstandort an der Elsenstraße ins Vermögen des Bezirks zurückzuholen und zu reaktivieren. Damals ging man noch davon aus, Schule und Turnhalle sanieren zu können. Später stellte sich das als unwirtschaftlich heraus.

Die ehemalige Oberschule am Elsengrund

Bis auch der Senat die Notwendigkeit für die Schule sah, bedurfte es allerdings einiger Überzeugungsarbeit. Der damalige Schulstadtrat Gordon Lemm erinnert sich: „Als ich 2017 begonnen habe, das Land Berlin zu überzeugen, dass wir dringend weitere Schulplätze im Bezirk benötigen – insbesondere in Mahlsdorf –, stieß das zunächst auf Unverständnis, da die Schülerzahlen seit zehn Jahren rückläufig waren und es berlinweit pro Jahr maximal zwei Schulneubauten gab.“ 2018 erhielt der Bezirk für die Elsenstraße dann endlich die Zusage sowohl für einen modularen Ergänzungsbau (MEB) zur kurzfristigen Entlastung der angespannten Schulplatzsituation im Siedlungsgebiet als auch für eine neue dreizügige Grundschule. Der MEB sollte 2020, die Schule 2022 ans Netz gehen. „In der Zwischenzeit hatten wir bereits zwei mobile Klassenräume auf dem Schulhof der Kiekemal-Grundschule gebaut und knapp fünf Millionen Euro für einen größeren Ergänzungsstandort am Lehnitzplatz mit zwölf zusätzlichen Klassenräumen“, so Lemm. Vorausgegangen waren mehrere Eltern-Demos.

Zum dritten Mal innerhalb von drei Jahren demonstrieren Eltern im Sommer 2020 gegen den Schulplatzmangel und für den Bau der Elsenschule.

Ein Geruchsgutachten musste her

Als dann eigentlich alles auf einem guten Weg schien, plötzlich der Schock: Auf einmal meldete der Senat Zweifel an der Eignung des Standorts wegen möglicher Geruchsbelästigungen an. Bei einem Vor-Ort-Termin im Sommer 2019 hatte sich der benachbarte Alba-Recyclinghof bemerkbar gemacht. Der Bezirk sollte nachweisen, dass an nicht mehr als sechs Prozent aller Tage Gestank in der Luft liegt und eine Schulebedenkenlos auf dem Grundstück gebaut werden kann. „Mit viel politischem Kampf, einem Geruchsgutachten und einem Jahr intensiver Gespräche und Abstimmungen“ konnte erreicht werden, dass die Planungen wieder aufgenommen werden. Der MEB aber war gestrichen. Weil viel Zeit verstrichen war, wurde es als sinnvoller erachtet, nur noch die Grundschule zu bauen, dafür aber vierzügig.

 

Der heutige Staatssekretär für Schulbau, Dr. Torsten Kühne (CDU), erinnerte sich vor einigen Monaten beim Richtfest an die Odyssee in Mahlsdorf: „Als ich noch Pankower Stadtrat und in der Taskforce Schulbau war, habe ich mich mal sehr entspannt zurückgelehnt, weil es da einen Kollegen in Marzahn-Hellersdorf mit einem Problem gab, dass ich Gott sei Dank in Pankow mal nicht hatte.“  2021 soll die Elsenstraße laut Torsten Kühne noch einmal zur Disposition gestanden haben. Inzwischen war er selbst Schulstadtrat im Bezirk und bekam das Problem auf seinen Schreibtisch. Am Ende klappte es aber dann doch mit der Baugenehmigung.

„Ich freue mich sehr, dass diese Schule, mit der ich eine sehr enge und intensive Verbindung habe, durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung nun so zügig fertig gebaut wurde, dass sich der lange Kampf und die vielen Anstrengungen für unsere ganz Kleinen am Ende doch gelohnt haben“, sagt Gordon Lemm.

 

Schulhof wird erst im Herbst fertig

Errichtet hat die neue Grundschule die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in modularer Bauweise. Platz ist für 576 Schulkinder. Statt entlang von Fluren sind die insgesamt 24 Stammgruppen- und 16 Teilungsräume in mehreren Mini-Schulen, sogenannten Compartments, angeordnet. Jede dieser Einheiten verfügt im Zentrum über eine große Gemeinschaftsfläche, um die sich die anderen Räume gruppieren. Dieses sogenannte Forum kann als Treffpunkt, Veranstaltungs- und Pausenraum sowie für Einzel- und Gruppenarbeiten genutzt werden.

 

Eine Mensa und ein Mehrzweckraum sind im Erdgeschoss verortet, darüber befinden sich in den drei Obergeschossen auch Fachräume, der Verwaltungsbereich und eine Bibliothek. Genau wie das Schulgebäude ist auch die Sporthalle barrierefrei. Sie besteht aus sechs Hallenteilen, jeweils einer Zuschauergalerie im ersten und dritten Obergeschoss sowie einem Foyer im Erdgeschoss. Insgesamt sollen sich die Kosten für die Neubauten und die Außenanlagen auf 80 Millionen Euro belaufen. Am Eröffnungstag im Februar werden die Schulhofflächen noch nicht fertiggestellt sein. Der letzte Bauabschnitt ist für Herbst 2025 avisiert.

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