Ergebnis der Mahlsdorfer Schuleingangsuntersuchung: Tolle Ergebnisse, aber immer mehr Kinder mit Sprachdefiziten – sind eigene TVs und Tablets schuld?

Das Fazit der Schuleingangsuntersuchungen in Marzahn-Hellersdorf für das vergangene Schuljahr fällt, wie schon im Vorjahr, dramatisch aus: Zwar ist seit 2014 ist ein leichter Rückgang der Kinder in der unteren Sozialstatusgruppe zu verzeichnen und ein deutlicher Anstieg der Kinder in der oberen Sozialstatusgruppe (hierzu zählt jedes zweite Mahlsdorfer Kind), allerdings wächst im gesamten Bezirk noch jedes fünfte Kind unter schwierigen sozialen Verhältnisse auf. Viele leben in Raucherhaushalten, haben behandlungswürdige Zähne, Übergewicht, können schlecht sehen oder wiesen Entwicklungsauffälligkeiten in der Körperkoordination auf.

Die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen geben Aufschluss über die soziale und gesundheitliche Situation eines ganzen Geburtsjahrganges. Die jetzt vom Bezirksamt veröffentlichten Ergebnisse der Untersuchungen von fast 3000 Kindern fanden in der Zeit von November 2017 bis August 2018 statt, betreffen also die jetzigen Drittklässler. Die oben beschriebenen problematischen Ergebnisse betreffen vor allem Kinder in den Großsiedlungen Hellersdorf und Marzahn – in Mahlsdorf wurden unter den 285 untersuchten Kindern hingegen zumeist sehr gute Werte erreicht. Der Anteil der Kinder in der unteren Sozialstatusgruppe ist geringer als in allen anderen Bezirksregionen und der Anteil in der oberen Sozialstatusgruppe höher als in den anderen Bezirksregionen. Nur 13 Prozent der Kinder haben einen Migrationshintergrund, das ist nach Kaulsdorf der zweitniedrigste Wert. In Mahlsdorf gibt es den höchsten Anteil fremduntergebrachter Kinder, da es hier ein Kinderheim gibt, aber auch zahlreiche Pflegefamilien. Das Risiko- und Vorsorgeverhalten der Eltern sowie die gesundheitliche Situation der Kinder sind überdurchschnittlich gut. Die Ergebnisse des Entwicklungsscreenings haben sich mit Ausnahme des Mengenvorwissens verbessert, zum Teil sogar deutlich, wie bei den motorischen Fähigkeiten, der visuellen Wahrnehmung und der sprachlichen Entwicklung. Die Zahl der Kinder mit Förderempfehlung ist geringer als in den anderen Bezirksregionen, Tendenz fallend.

Soweit das Positive. Alarmierend ist jedoch: In den vergangenen drei Jahren war in Mahlsdorf ein starker Anstieg der Kinder mit unzureichenden Deutschkenntnissen und Sprachdefiziten zu verzeichnen. Mittlerweile ist es jedes zehnte Kind. Ob dies mit dem ebenso starken Anstieg eines eigenen elektronischen Geräts zu tun hat? Das könnte jedenfalls einer der Faktoren sein. Eine kanadische Studie etwa fand vor wenigen Jahren heraus, dass Kleinkinder, die im Alter von sechs Monaten bis zwei Jahren viel vor Computern und Smartphones sitzen, einen geringeren Wortschatz aufweise und mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Sprachdefizite entwickeln. Während 2014 erst 6,2 Prozent aller Mahlsdorfer Erstklässler einen eigenen Fernseher, Tablet, Laptop usw. hatte, war es im vergangenen Jahr schon mehr als jeder vierte. Auch der tägliche TV-Konsum steigt jährlich kontinuierlich.

Um eine bessere Vergleichbarkeit zu zeigen, führen wir im folgenden das Mahlsdorfer Ergebniss sowie den höchsten Ortsteilwert auf.

Unzureichende Deutschkenntnisse: 10,8 Prozent / 32,4 Prozent in Hellersdorf-Nord

Alleinerziehend: 10,2 Prozent / 48 Prozent inHellersdorf-Nord

Raucherhaushalt: 25,4 Prozent / 54,7 Prozent in Marzahn-Nord

eigene elektronische Geräte: 29,1 Prozent / 48,3 Prozent in Marzahn-Nord

täglicher TV-Konsum: 92,9 Prozent / 97 Prozent in Marzahn-Mitte

Zähne sanierungsbedürftig: 5,7 Prozent / 35,1 Prozent in Marzahn-Nord

Übergewicht: 3,5 Prozent / 14,2 Prozent in Hellersdorf-Ost

Sprachdefizite: 11 Prozent / 54,2 Prozent in Hellersdorf-Nord

sonderpäd. Empfehlung: 4,6 Prozent / 20 Prozent in Marzahn-Mitte

Migrationshintergrund: 13 Prozent / 40 Prozent in Hellersdorf-Nord

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