Der Kampf gegen Rechts gehört zum Wesenskern einer demokratischen und menschenfreundlichen Zivilgesellschaft. Manchmal werden die Mittel jedoch übertrieben und übersteigen, und das ist zu unbedingt zu verurteilen, den gesetzlichen Rahmen. Dies muss nun auch eine Mahlsdorferin erfahren. Helena G. leidet, weil ihre Schwester mit der AfD zusammenarbeitet.
Los ging es im vergangenen September. Seitdem lebt Helena G. in Angst. Kurz vor dem Super-Wahlsonntag mit Berlin- und Bundestags-Wahl beschmierten bislang Unbekannte die Grundstücksmauer der Mahlsdorferin im Frettchenweg mit einem großen lilanen Graffiti mit der Aufschrift „AfD Faschisten“ und beschädigten drei Autos. „Gegen 1.30 Uhr wurden die Kollegen nach Mahlsdorf gerufen, stellten dort drei Pkw fest an denen alle Schreiben eingeschlagen und Reifen zerstochen waren“, so ein Polizeisprecher damals gegenüber „Alles Mahlsdorf“. An einem VW Golf wurden alle vier Reifen zerstört und die Scheiben eingeschlagen. An einem BMW X7 wurden zwei Reifen zerstochen sowie zwei Seiten- und die Frontscheibe beschädigt. An einem Mercedes A 45 wurde ein Reifen aufgeschlitzt.
Warum die Täter G. ins Visier nahmen, ist bislang nicht bekannt. Die Vermutung einer Verwechslung liegt aber nahe, und die geht so: In der Eventlocation „La Festa“ in Kaulsdorf fand die Wahlparty der AfD statt. Angekündigt hatte sich die gesamte Prominenz der Partei, der Bundesvorstand um Alexander Gauland, Jörg Meuthen und Alice Weidel. Das „La Festa” wird betrieben von Tatjana Gerlitz, in ihrem Veranstaltungsraum wurde bereits im vergangenen Oktober 2020 randaliert, als der Berliner AfD-Landesverband dort seinen Parteitag abhalten wollte. Das Grundstück und die Fahrzeuge, die beschmiert bzw. beschädigt wurden gehören allerdings Helena G., der Schwester von Tatjana Gerlitz – deren Nachname groß am Klingelschild steht.
Der Schrecken steckte Helena G. bereits vor Monaten tief in den Gliedern, wie Tatjana Gerlitz nun gegenüber „Alles Mahlsdorf“ äußerte. Und es wurde noch schlimmer. Vor wenigen Tagen wurden im Kiez rund um den Frettchenweg Flugblätter verteilt, auf denen auf die Verbindung zwischen Tatjana Gerlitz, dem „La Festa“ und der AfD hingewiesen wird. „Frau G. tut dies aus politischer Überzeugung und nicht weil sie auf das Geld der rechten Hetzer angewiesen ist. Auch in Interviews mit dem russischen Propagandakanal Russia Today ließ sie keinen Zweifel an ihrer politischen Gesinnung aufkommen. Niemand ist gezwungen Lokalitäten an extrem rechte Parteien wie die AfD zu vermieten“, heißt es in dem Flugblatt, welches in der Nachbarschaft von Helena G. verteilt wurde. Die, so ihre Schwester Tatjana, hat aber weder etwas mit der AfD noch mit dem „La Festa“ zu tun. „Sie ist mittlerweile sogar sauer auf mich, weil ich sie in solche Schwierigkeiten bringe“, so Tatjana Gerlitz zu „Alles Mahlsdorf“.
Denn auf dem in Mahlsdorf verteilten Flugblatt (samt Foto von Tatjana Gerlitz) wird die schreibende „Nachbarschaftsinitiative Kaulsdorf“ deutlich: „Passen Sie auf sich und Ihre Gesundheit auf – Falls Sie Frau G. als Ihre Nachbarin kennen, dann machen Sie ihr deutlich was Sie von ihrem rechten Treiben halten. Weder Pandemieleugnung, noch rechtsradikale Positionen sind etwas, mit dem Sie sich in Ihrer engeren Nachbarschaft abfinden müssen“ (Anmerk. d. Redaktion: Rechtschreibfehler im Original). Eine Presseanfrage ob es sich um eine Verwechslung handle oder ob es andere Beweggründe für das Flugblatt im Frettchenweg gäbe, ließ die Nachbarschaftsinitiative unbeantwortet.