22 Jahre lang war Mario Czaja der Mahlsdorfer Wahlkreisabgeordnete, seit dem vergangenen September geht es in seiner politischen Karriere aber steil bergauf. Zunächst schaffte er bei der Bundestagswahl die Sensation und holte gegen Petra Pau das Direktmandat, nach dem an diesem Wochenende stattfindenden digitalen CDU-Parteitag dürfte er den zweitmächtigsten Posten der Partei erhalten. Als Generalsekretär von Friedrich Merz, der am Samstag aller Voraussicht nach mit großer Mehrheit zum Vorsitzenden der Christdemokraten gewählt und anschließend von seinem Recht Gebrauch machen und Czaja zum Nachfolger von Paul Ziemiak vorschlagen wird. Die Position ist ihm sicher, trotz eines wenig schmeichelhaften Artikels im „Spiegel“ mit dem Titel „Die fragwürdigen Geschäfte des Mario Czaja“.
Das Hamburger Nachrichtenmagazin berichtete am vergangenen Wochenende über die angebliche Vermischung von politischem Einfluss und wirtschaftlichen Interessen des Mahlsdorfers. Demnach unterschrieb der heute 46-Jährige im Jahr 2017, drei Monate nach der für die CDU verlorenen Berliner Abgeordnetenhauswahl, einen Vertrag als Geschäftsführer bei der Brückenköpfe GmbH. Das Unternehmen, dessen Gesellschafter etwa Fußballweltmeister Philipp Lahm und Comedian Eckart von Hirschhausen sind, betreut Neugründungen im Gesundheitswesen – und der ehemalige Berliner Gesundheitssenator Czaja soll dort laut „Spiegel“ seine Kontakte versilbert haben. Kurz vor dem Parteitag am Wochenende wärmt der Bericht auch eine alte Geschichte von Czajas in Deutschland nicht anerkanntem Schweizer Diplom-Abschluss auf. Wie viel davon an ihm hängen bleibt, wird sich zeigen. Andere Medien griffen den Bericht (zumindest bislang) nicht auf und recherchierten tiefer. Und auch auf dem politischen Parkett gab es keine nennenswerten Reaktionen. Nicht nur bei seinen Parteifreunden scheint Czaja die Story nicht geschadet zu haben, hinter vorgehaltener Hand zeugen Statements auch außerhalb des CDU-Parteibuchs von wenig Verständnis für den gleich von sechs Autor:innen auf drei Seiten veröffentlichtem Artikel. Auch „Alles Mahlsdorf“ gegenüber sprachen hochrangige Berliner Politiker von einem gegen Null tendierenden „Skandal-Gehalt“.
Mario Czaja als wahrscheinlich neuer CDU-Generalsekretär dürfte den Artikel dennoch als Warnschuss genommen haben. Nun geht es um den „Kiezmacher“, wie er sich selbst auf Wahlplakaten im September bezeichnet hatte, nicht mehr nur um veränderte Verkehrsführungen in der Hönower Straße oder die Bebauungshöhe rund ums Parler Feld. Auch wenn er betont, dass Mahlsdorf die „Homebase“ bleibe, Mario Czaja wandelt sich ab diesem Wochenende vom Kümmerer in Mahlsdorf zum Macher einer Volkspartei in der Bundespolitik. Eines ist dabei unbestritten: Die Fallhöhe hat deutlich zugenommen.