Freie Schule in Mahlsdorf: Viel verändert, aber jetzt wird um die Zulassung gebangt

Rechtsextremismus-Vorwürfe, Kontakte zu Holocaustleugnern, Beobachtung durch den Verfassungsschutz, weder Hygiene- noch Hortkonzept, Kopfschütteln über den angeblich diktatorischen Führungsstil der Leitung – die freie Schule in der Mahlsdorfer Elsenstraße hat (hausgemachte) schwere Zeiten hinter sich. Seit den Enthüllungen über die Vorgänge in dem Dreigeschosser aus dem Herbst 2020 hat sich an der krisengeschüttelten Schule jedoch eine Menge getan. Und trotzdem bangt die neue Leitung sowie 30 Mitarbeiter:innen und rund 140 Schüler:innen um die Zulassung.

 

Zunächst sollte ein neuer Name die schwarzen Schatten der Vergangenheit abschütteln, seit einigen Monaten trägt die Einrichtung den Namen „Freigeist-Schule“. Die Geschäftsführung haben im Sommer der Vater einer Schülerin sowie eine Lehrerin übernommen. Statt Ansagen von oben setzen sie auf flache Hierarchien. Kurz nach ihrem Amtsantritt besuchte die von den Medienberichten hellwach gewordene Schulaufsicht Marzahn-Hellersdorf die Schule mehrfach, drohte mit kurzfristiger Schließung wenn sich nicht rasch viele Dinge ändern würden. Vorgelegt wurde dem Träger, der „Forum Pädagogik am Elsengrund gGmbH“ zudem ein umfangreicher Fragenkatalog mit der Aufforderung um Stellungnahme.

 

Die mit den Tiefen des Schul- und Verwaltungsrechts wenig vertraute neue Geschäftsführung wurde zum Handeln gezwungen. Die Zukunft der Schule stand (und steht, dazu später mehr) auf dem Spiel. Bis zum 22. September hatte sie Zeit die Mängelliste zu beantworten und Änderungsvorschläge umzusetzen bzw. einzuleiten. Geschafft wurde viel. Wie aus der kürzlich veröffentlichten Antwort der Senatsverwaltung für Bildung auf parlamentarische Anfrage der Mahlsdorfer Wahlkreisabgeordneten Katharina Günther-Wünsch hervorgeht. So nimmt die Schule externe Beratungs- und Qualifizierungsangebote zum Umgang mit Rechtsextremismus von der „Mobilen Beratung gegen
Rechtsextremismus Berlin“ und vom Verein „Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V.“ wahr, ein Hygiene-, Schul- und Medienkonzept wurde erstellt, es gibt nun Schüler- und Elternvertretungen und auch Kinder mit festgestelltem sonderpädagogischen Förderbedarf erhalten nun zusätzlich zur Differenzierung im gemeinsamen Unterricht Förderung in Teilungsgruppen. Auch das Personal wurde überprüft und ausgetauscht. Unter anderem arbeitet nun eine Erzieherin aus Aleppo an der Schule, die vor dem syrischen Bürgerkrieg über das Mittelmeer floh und nun mit den Kindern kocht, Lehrkräfte aus Schwaben, Griechenland und Russland sind angestellt.

 

Aber dennoch. Bildungsstaatssekretärin Beate Stoffers antwortet in der Anfrage: „Die schulaufsichtliche Überprüfung des Schulbetriebs und die Mängelbeseitigung werden seit Beginn des Schuljahres 2021/2022 fortgesetzt. Ob die Voraussetzungen für eine Aufhebung der Genehmigung und der staatlichen Anerkennung nach §§ 98 und 100 SchulG vorliegen, wird zurzeit in der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie geprüft.“ Noch ist also nicht klar, ob die Schule weiterhin bestehen darf.

Das Gebäude der "Freigeist-Schule" in der Elsenstraße in Mahlsdorf.

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