Schulaufsicht sieht „wenig Änderungsansätze”: Wie gehts weiter an der Elsengrund-Schule?

Anfang des Jahres gab es großen Wirbel um die freie Schule in der Elsenstraße. Ein WDR-Film Ende Januar erhob schwere Vorwürfe gegen die Mahlsdorfer Schule, es ging um Kontakte der Schulleitung zu Rechtsextremen, einen diktatorischen und sektenartigen Führungsstil sowie die angebliche Verbreitung rassistischer Schriften („Alles Mahlsdorf“ berichtete mehrfach, siehe Links am Ende des Artikels). Ab April sollte alles anders werden. Eine neue Leitung kam, man gab der Einrichtung einen neuen Namen, auch das Konzept wurde auf den Kopf gestellt. Was ist seitdem passiert?

„Während der zum Ende des Schuljahres 2020/2021 durchgeführten Überprüfungen des Schulbetriebes durch die Schulaufsicht konnten wenige Ansatzpunkte für eine bereits eingeleitete Umsetzung angekündigter Umgestaltungsmaßnahmen festgestellt werden”, heißt es von Bildungs-Staatssekretärin Beate Stoffers auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen-Abgeordneten June Tomiak. Kein Satz, der auf große Änderungen hindeutet. Aber die neue Leitung der „Freigeist Schule” auf anthroposophischer Basis scheint zumindest gewillt, alte Zöpfe abzuschneiden. Unter anderem begleiten externe Berater bei der Neugestaltung der Schulentwicklung sowie der Neueinstellung von Lehrkräften. Derzeit sind elf Stellen (u.a. für die Fächer Spanisch, Mathe, Physik, Werken, Theater) auf der Homepage der Schule ausgeschrieben, bei einer Gesamtpersonalanzahl von 30 Personen ist das eine große Menge.

Die Neubesetzung des Kollegiums scheint auch bitter nötig. Nach einem Bericht des „Tagesspiegel” vor einigen Wochen haben angeblich mehrere Lehrer:innen von einem rechtsextremen Bezug eines Lehrers und der Heimlichtuerei darum gewusst. Nachdem die Geschäftsführung im Rahmen des Neuanfangs der Schule eben jenen Lehrer freigestellt hatte, kam es wohl zu Kritik aus dem Kollegium. Mittlerweile wurde der Pädagoge fristgerecht zum 31. Juli gekündigt. Laut Berliner Verfassungsschutz war der Lehrer knapp zwei Jahre bis Ende 2016 aktives Mitglied der rechtsextremen Identitären Bewegung. Die Unterrichtstätigkeit der betreffenden Lehrkraft wurde im Zeitraum März 2020 bis März 2021 durch die Schulaufsicht viermal und auch ohne Vorankündigung hospitiert. „Dabei konnte keine Beeinflussung von Schülerinnen und Schülern festgestellt werden”, so Beate Stoffers. Bei der Überprüfung der Unterrichtsdokumentation für das Fach Geschichte wurde jedoch das Fehlen von Unterrichtsinhalten zur Geschichte des 20. Jahrhunderts festgestellt. In einer Stellungnahme verwiesen die Lehrkraft und die ehemalige Geschäftsführung auf die durch längeren Unterrichtsausfall im Fach Geschichte entstandenen Wissenslücken der Schülerinnen und Schüler vor Einstellung dieser Lehrkraft, die eine vorübergehende inhaltliche Schwerpunktsetzung des Unterrichts erforderlich
gemacht habe.

Hier unsere älteren Berichte zum Thema:

19. April: Neue Leitung, neuer Name, neues Konzept: An der Freien Schule in Mahlsdorf soll alles anders werden: https://alles-mahlsdorf.de/neue-leitung-neuer-name-neues-konzept-an-der-freien-schule-in-mahlsdorf-soll-alles-anders-werden/

28. März: Leiterin und Geschäftsführer von Freier Schule in Mahlsdorf treten zurück: https://alles-mahlsdorf.de/nach-vorwuerfen-leiterin-und-geschaeftsfuehrer-von-freier-schule-in-mahlsdorf-treten-zurueck/

14. März: Holocaustleugner hier Seminar für Lehrer an Mahlsdorfer Schule: https://alles-mahlsdorf.de/holocausleugner-und-rechtsextremist-hielt-seminar-fuer-lehrer-an-mahlsdorfer-schule/

28. Januar: Schwere Vorwürfe: Was ist los an der Freien Schule am Elsengrund? https://alles-mahlsdorf.de/schwere-vorwuerfe-in-tv-bericht-was-ist-los-an-der-freien-schule-in-mahlsdorf/

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