Akute Platznot: Auch im nächsten Schuljahr massive Überbelegung der Kiekemal-Schule

Über die dramatische Platzmangel-Situation an allen drei staatlichen Mahlsdorfer Grundschulen berichten wir von „Alles Mahlsdorf“ bereits seit vielen Jahren (etwa hier, hier, hier und hier). Nun erreichte den Berliner Landeselternausschuss ein Brief zu Zukunft und Vergangenheit der Kiekemal-Grundschule, welcher auch uns vorliegt. Überschrieben ist er mit „Chronologie des Versagens“.

 

Ganz grundsätzlich: Die massive Überbelegung an der seit 2001 bestehenden Grundschule wird sich auch im kommenden Schuljahr nicht ändern. Im Gegenteil. Vor gut 20 Jahren wurde mit 60 Kindern pro Jahrgang gerechnet, also 360 Schüler:innen. So wurde die Schule auch gebaut. Tatsächlich unterrichtet werden in der Kiekemal und seiner mittlerweile errichteten Außenstelle auf dem Lehnitzplatz 633 Kinder, also fast doppelt so viele wie angedacht. Zum nächsten Schuljahr 2022/23 kommen nun vier neue 1. Klassen an den Lehnitzplatz, drei der ehemaligen 1. Klassen verbleiben und zwei der ehemaligen 1. Klassen kehren an das Hauptgebäude zurück. Da zum Ende des aktuellen Schuljahres der letzte dreizügige Jahrgang die Kiekemal verlässt, ist das Hauptgebäude dann mit zwei 2. Klassen, fünf 3. Klassen sowie durchgängig nach oben 4-zügig wieder oberhalb der Kapazitätsgrenze. „Bedenkend, dass auch der Filialstandort am Lehnitzplatz nur offiziell für zwei Jahre geplant ist, wäre der Hauptstandort bei Absage mit 26 Klassen deutlich überfüllt. Von der durchschnittlichen Schülerzahl pro Klassen von 28 zum Beispiel m Jahrgang der aktuellen 1. Klassen sprechen wie lieber erst nicht“, so Jana Löschke, Elternsprecherin der Kiekemal-Grundschule. Zudem gestaltet sich die Sanitärsituation in der Filiale schwierig, da nur vier Toiletten mit zwei Waschbecken für ca. 125 Schüler vorgesehen sind.

 

Hier die von den Eltern der Kiekemal-Grundschule erstellte und an den Landeselternausschuss gesandte „Chronologie des Versagens“:

Das Jahr 2017

  • Die ersten vier 1. Klassen (die Schule ist nur für 2,5 Züge/Jahrgang ausgelegt) müssen aufgenommen werden. Offizielle Stellungnahme dazu: Es wird der einzige Jahrgang bleiben.
  • Nach Anmeldungen für 2018 stellt sich heraus, es bleiben so viele Kinder und werden mehr. 
  • Auf die Demonstration der Elternschaft folgt eine Stellungnahme des Bezirks und des Senats: Ihr bekommt zwei Container auf den Schulhof und in zwei Jahren gibt es neue Übergangsbeschulungsmöglichkeiten an einem nahegelegenen Standort Elsenstraße, der später zu einer neuen Schule werden soll (Plan 2022/23)

 

Das Jahr 2018 

  • Die Container konnten nur gerade so noch umgesetzt werden, weil die Eltern entsprechend unterstützt hatten. Die Ämter hatten es versäumt, mögliche Rodungsarbeiten in der Fällperiode zu planen. Die Eltern legten selbst Hand an.
  • Die Räumlichkeiten in den Containern sind für die Unterbringung ganzer Klassen mit der vollen erforderlichen Klassenstärke nicht ausgelegt und können nur als Teilungs- und Spezialräume verwendet werden. Die Unterbringung einer weiteren zusätzlichen 1. Klasse ist dort nicht möglich.
  • Es wird festgestellt: am neuen Standort Elsenstraße stinkt es. Gutachten müssen her – und die dauern.
  • 2018 wurden zwei Container als Interimslösung bis zum angekündigten Neubau der Grundschule in der Elsenstraße aufgestellt. Geplante Standzeit: zwei Jahre. Diese wurden jetzt bereits auch für das Jahr 2021/22 erneut verlängert. Trotz der Container, die sich für ganze Klassen aufgrund der Bauform nicht eigneten, war das Hauptgebäude bis zur Eröffnung der Filiale am Lehnitzplatz hoffnungslos überfüllt. Räume für Teilungsunterricht mussten als Klassenräume umfunktioniert werden, der offene Ganztagsbetrieb (Hortbetreuung) konnte nur in den Klassenräumen stattfinden, die Kinder hatten keine Möglichkeiten, gebautes stehen zu lassen etc. Aufgrund des akuten Raummangels mussten zwei 2.Klassen im Schuljahr 2020/21 von August-März an die Franz-Carl-Achard-Grundschule ausgelagert werden, wodurch sich eine dringende Sanierung an der selbigen entsprechend nach hinten verschob. Jana Löschke: „Ohne das aktive Mitwirken der sehr engagierten Elternschafft hätte es weder eine rechtzeitige Aufstellung der ersten Container auf dem Schulgelände noch den Aufbau der Container am Standort Lehnitzplatz gegeben. Nur ein Schulneubau im direkten Einzugsgebiet der Schule kann Abhilfe schaffen und die Belegung der Grundschule wieder auf ein Niveau herunterschrauben, das eine adäquate Beschulung im Sinne einer Schule mit qualitativ hochwertigem offenen Ganztagsbetrieb ermöglichen.“

Das Jahr 2019

  • Der Senat sieht keine Notwendigkeit mehr für Überbrückungsbauten, da man ja zeitlich schon so dicht an dem Baubeginn der neuen Schule Elsenstraße sei (Plan war 2022/23) . Feststellung: Die neue Schule wird nicht vor 2024/25 fertig.
  • Die Kiekemal-Grundschule ist jetzt mit drei Jahrgängen zu je 4 Klassen und damit insgesamt zu 50 Prozent überbelegt. 
  • Herbst: Anmeldezahlen für 2020 lassen auf sechs erste Klassen schließen
  • Der Bezirk wird durch Eltern zu Antworten aufgefordert – es kommt ein Schulterzucken. Die Kinder müssten dann in andere Schulen täglich „geshuttelt“ werden. Die in den Raum geworfenen Schulen haben laut Aussagen der Schulleiter ebenfalls keine Kapazitäten.
  • Demonstration der Eltern: plötzliches Regen und Nennen von Alternativen durch den Bezirk
  • Es werden zum Schuljahresbeginn 2020 sog. fliegende Klassenzimmer auf einem Ausweichstandort in Aussicht gestellt, bis die neue Schule kommt. 
  • Eltern und Schüler fordern die Freigabe der finanziellen Mittel vom Senat. Die Kinder überreichen dem Büro von Senatorin Sandra Scheeres einen Stapel Wunschzettel.

Das Jahr 2020 

  • Anfang Januar: Die Finanzierung steht. Schulstadtrat Gordon Lemm verspricht schnelle Umsetzung durch das Bauamt des Bezirks Marzahn-Hellersdorf.
  • Ende Februar: Die Fertigstellung der Fliegenden Klassenzimmer wird auf März 2021 verschoben. Grund dafür sei akuter Personalmangel im Bauamt. Dieses sei nicht in der Lage alle notwendigen Schritte von der Bauausschreibung zum Bauantrag und alle anderen Punkte, die in die Verantwortung des Resorts Bauen zeitnah vorzunehmen. Der Mangel ist sogar so groß, dass es nicht einmal zeitnah zu einer Ausschreibung zur externen Vergabe für die obigen Schritte kommen kann. Resultat: Es gibt definitiv keine Räume für 3 Klassen.
  • Ein Konzept, wie und wohin die Schüler dieser drei Klassen mit dem Shuttle untergebracht werden, gibt es derzeit nicht. 
  • Ob die Fliegenden Klassenzimmer im März dann wirklich stehen und ob die neue Schule Elsenstraße realisiert wird, ist unsicher.
  • Laut Aussagen der Mahlsdorfer Kitas ist davon auszugehen, dass Eltern ihre Kinder aufgrund dieser Problematik verstärkt zurückstellen lassen, was die Platz-Probleme von der Schule weiter in die Kitas verlagert.

Das Jahr 2021

  • Zwei 2. Klassen müssen ab Beginn Schuljahr 2020/21 an die FCA geshuttelt werden.
  • Die inzwischen als Container erbauten Ausweichräume werden an die Kiekemal GS im März 2021 übergeben.
  • Ab März besuchen drei 3. Klassen den Filialstandort am Lehnitzplatz
  • Ab Schuljahr 2021/22 werden fünf 1. Klassen am Filialstandort beschult, Anzahl der Klassen am Hauptgebäude reduziert sich nur minimal, da nur drei 6. Klassen abgehen.
Mittlerweile lernen an der Kiekemal-Grundschule am Hultschiner Damm fast doppelt so viele Kinder wie ursprünglich geplant.

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