Hunderte Kinder zu viel: Erschreckende Statistik zu Überbelegung von Mahlsdorfer Grundschulen

Seit Jahren berichten wir über die massive Überbelegung der vier öffentlichen Mahlsdorfer Grundschulen – und die Pläne, wie Abhilfe geschaffen werden könnte. Nun zeigt eine aktuelle Statistik wie dramatisch die Lage trotz des Mahnens von Schulleitungen und Eltern ist und wie weit man noch von einer Lösung entfernt ist.

 

Zunächst die reinen Zahlen. Die Kiekemal-Grundschule wurde einst als 2,5-zügige Grundschule geplant, was rund 360 Kindern von Klassenstufe 1 bis 6 entspricht. Im Jahr 2017/18, also vor fünf Jahren, besuchten bereits 495 Schüler:innen den Bau am Hultschiner Damm. Heute sind es 633, also 75 Prozent mehr als eigentlich angedacht. In dem Gebäude sind also bei einer angenommenen Klassenstärke von 25 Kindern elf! Klassen mehr untergebracht als ursprünglich geplant.  Ein ähnliches Bild zeigt sich an der Mahlsdorfer Grundschule am Feldrain. Diese besuchten 2017/18 440 Kinder (auch die waren schon zu viel), in diesem Jahr sind es bereits 542 – also 100 Kinder, vier Klassen, mehr. Zum Teil sind um die 30 Lernenden in relativ kleinen Klassenräumen. Einzig die Friedrich-Schiller-Grundschule hat mit 307 Kinder in 2017/19 zu 328 in diesem Jahr nur einen leichten Anstieg zu verzeichnen.  An der ISS Mahlsdorf in der Straße an der Schule gab es im vergangenen Jahr eine Übernachfrage von mehr als 50 Prozent, in diesem Jahr waren es mehr als 30 Prozent.

 

Was unter diesen Zahlen leidet, ist die Qualität. Holzwerkstätten, Bastelräume, Bewegungsangebote mussten zu Gunsten von Klassenräumen abgeschafft werden. In diesen stehen die Tische und Stühle dann so eng, dass Ablenkung vorprogrammiert ist. Individualisiertes, betreutes Lernen und Arbeiten im Team wird enorm schwierig. Die Chance für eine Schülerin oder einen Schüler, im Unterricht zu Wort zu kommen, gehört und gesehen zu werden, reduziert sich enorm. Räume für Förder- oder Teilungsunterricht sind selten (vom Personal ganz abgesehen). In den dicht gedrängten Klassen steigen Lärmpegel, Unruhe und Aggressivität. Schwächere SchülerInnen bleiben dabei auf der Strecke. Und: Die in kleineren Gemeinschaften eher gegebene Chance qualitätsvoller zwischenmenschlicher Beziehungen geht verloren. Auch in den Hofpausen wird es auf den Schulhöfen eng.

 

Genug gute Gründe, zu handeln. Was man Politik und Entscheidern nicht absprechen kann, ist der Wille. Aber es dauert. Für die Kiekemal-Grundschule konnte immerhin eine Filiale auf dem gut zwei Kilometer entfernten Lehnitzplatz eröffnet werden, in modularer Bauweise. Das Problem hat es offenbar jedoch nur verschoben. Dessen ist man sich im Bezirksamt bewusst. „Das aktuelle und mittelfristig bestehende Schulplatzdefizit bis zur Umsetzung aller geplanten Schulbaumaßnahmen kann in den nächsten Jahren neben den baulichen Maßnahmen nur durch schulorganisatorische Maßnahmen in Kooperation mit den Schulen und der Regionalen Schulaufsicht, insbesondere durch ein Abweichen von den Vorgaben des Musterraumprogramms und den idealtypischen Raum-Zug-Verhältnissen, ausgeglichen werden. Des Weiteren müssen freie Kapazitäten an entfernt liegenden Schulstandorten genutzt werden“, heißt es dazu vom seit wenigen Monaten zuständigen für Schulen zuständigen Bezirksstadtrat Dr. Torsten Kühne auf eine kleine Anfrage der Bezirksverordneten Jana Löschke (beide CDU).

 

Und was ist mit den geplanten Schulbaumaßnahmen? Der Neubau einer Grundschule in der Elsenstraße zur Entlastung der Kiekemal-Grundschule in Mahlsdorf-Süd erfolgt in Amtshilfe durch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen (SenSBW). Die ersten Maßnahmen zur Baufeldfreimachung soll vollständig in 2022 umgesetzt werden. Der Abruf des Standortes beim Generalunternehmer (GU) ist durch SenSBW für Ende 2022 nach dem Abschluss vorgesehen.

 

Der Beginn der Hauptbaumaßnahme durch den Generalunternehmer ist dann für Anfang 2023 vorgesehen, fertig soll das Ganze im Sommer 2024 sein. Kühne: „Nach derzeit geplantem Nutzungsbeginn im Schuljahr 2024/25 finden dann bis Ende 2024 die Restarbeiten an den Schulaußen und -freianlagen statt. Die Fertigstellung der Gesamtmaßnahme einschließlich der Freianlagen und der Übergabe an die Nutzenden ist somit aktuell für das Ende des Jahres 2024 vorgesehen.

 

Auch für die geplante Gemeinschaftsschule in der Landsberger Straße veröffentlicht der Stadtrat einen Zeitplan. Die Schule ist aktuell als 4-2-zügige Integrierte Sekundarschule geplant. Aus Sicht des Bezirksamtes ist abhängig von der Grundstücksverfügbarkeit und Finanzierung auch eine Gemeinschaftsschule zu prüfen. Die Senatsverwaltung befindet sich derzeit in der Erstellung der standortneutralen Typen-Erweiterten Vorplanungsunterlagen (Typen-EVU). Die Fertigstellung erfolgt voraussichtlich im Februar 2022. Im Anschluss erfolgt im Laufe des Jahres 2022 die Vergabephase für den Generalunternehmer und die Erstellung der Standort-Erweiterten Vorplanungsunterlagen (Standort-EVU).

 

Ein valider Zeitpunkt für den Baubeginn kann derzeit nicht benannt werden, da für die Standorte vorerst umfangreiche Untersuchungen einschließlich Baugrunduntersuchungen durchzuführen sind und die angedachten weiteren Planungsschritte unter dem Vorbehalt der vorläufigen Haushaltswirtschaft gemäß Artikel 89 VvB stehen. Bei optimalem Projektfortschritt ist aktuell ein Baubeginn für den Standort im Jahr 2024 realistisch.

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