Protest formiert sich: Bürgerinitiative macht gegen Bebauungspläne der Bisamstraße mobil

Seit Anfang Februar sind die Grob-Planungen des landeseigenen Wohnungsbauunternehmens degewo für die Mahlsdorfer Bisamstraße öffentlich (siehe Links am Ende des Artikels). 200 Wohnungen in Stadtvillen, 80 Genossenschafts-Wohnungen und 44 Einfamilienhäuser sollen in dem Gebiet entstehen, am 10. März will die degewo eine digitale Informationsveranstaltung durchführen. Doch es regt sich bereits jetzt Protest, am 6. Februar gründete sich die „Bürgerinitiative Bisamstraße“, mittlerweile sind 50 Personen dabei. Zunächst wurde mit einem Brief Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Die Linke) um ein Gespräch gebeten, die Webseite www.bisamstrasse.de erstellt und auch Flyer in der umliegenden Nachbarschaft verteilt.

Vor allem fordert die Initiative die Realisierung der im Bebauungsplan vorgegebenen aufgelockerten Bautypologie, die sich an der direktenUmgebung orientiert (grundsätzlich Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser). Als Begründung wird die überlastete Infrastruktur (Kitas, Schulen, Ärzte, Spiel- und Sportanlagen, Freiflächen, Einzelhandel etc.) angeführt. „Die Planänderung im Handstreichverfahren ist eine riesige Enttäuschung für viele Berliner Familien, die auf einen Bauplatz gesetzt hatten und mit der starken Nachverdichtung ein fatales Zeichen der Gleichgültigkeit gegenüber den Hunderten Familien im gesamten Wohngebiet“, so Mathias Bracklow, Mitglied der Bürgerinitiative. Er kritisiert, dass die degewo und das Bezirksamt versuchen würden, sich formaljuristisch hinter dem Bebauungsplan zu verstecken. „Die Beteiligten sollten sich ehrlich machen, das jetzige Großprojekt hat mit der Idee hinter dem geltenden Bebauungsplan nicht zu tun“, so Anwohner Christian Zentner.

Der Streit hängt sich vor allem am Bebauungsplan XXIII-15b-1 auf. In diesem heißt es, dass das „Maß der baulichen Nutzung durch die Festsetzung der zulässigen Zahl der Vollgeschosse (zwei Vollgeschosse) als Höchstmaß, der maximal zulässigen Grundflächenzahl (überwiegend GRZ 0,25) sowie der zulässigen Geschossflächenzahl (überwiegend GFZ 0,5) bestimmt.“ Dagegen will und kann die degewo mit ihren kürzlich veröffentlichten Plänen auch nicht verstoßen. Allerdings heißt es im Bebauungsplan auch: „Hiermit wird eine maßvolle Bebauung mit Einzel- und Doppelhäusern ermöglicht.“ Die Bürgerinitiative liest daraus, dass der Bebauungsplan über viele Seiten den Charakter des Gebietes und seine Belastungsgrenzen beschreibe, so BI-Mitglied Katja Wendler: „Weder bleibt mit den bisher bekannten Planungen etwas vom Charakter übrig, noch wird Rücksicht auf die Infrastruktur genommen. Über 320 Wohneinheiten überfordern das Gebiet, mit Blick auf die Umgebung ist das ein echtes Großbauprojekt.“

Fast alle bei der Aufstellung des Bebauungsplanes angestellten Vorbetrachtungen, Analysen, Hochrechnungen und Abwägungen basierten, so die Bürgerinitiative, auf einer Bebauung mit Ein- und Zweifamilienhäusern und genau hierfür habe die degewo das Gebiet schon vor Jahren baureif gemacht und die Grundstücksparzellierung vorgenommen. Anwohner Thomas Petzold befürchtet: „Die degewo spricht hier von Stadtvillen für 200 Wohneinheiten. Damit werden aber Gebäude mit drei Geschossen, 18m x 18m Außenmaß und voraussichtlich acht Wohneinheiten netter umschrieben. Verstärkt wird diese nachhaltige Veränderung des Stadtbildes durch die weiteren 80 von einer Wohnungsgenossenschaft vorgesehenen Wohneinheiten im Baufeld, die eine ähnliche Gebäudestruktur erwarten lassen.“Hier unsere älteren Beiträge zum Thema:

1. Februar: Grob-Planung steht: 200 Wohnungen in Stadtvillen, 80 Genossenschafts-Wohnungen und 44 Einfamilienhäuser: https://alles-mahlsdorf.de/grob-plan-fuer-bisamstrasse-steht-200-wohnungen-in-stadtvillen-80-genossenschafts-wohnungen-und-44-einfamilienhaeuser/

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